Hamburg. Den größten Paukenschlag des Abends behielt Martin Grubinger für sich. Wohl unterrichtete er das mit rund 1200 Zuhörern nahezu ausverkaufte Auditorium auf Kampnagel darüber, dass er im November 2010 erneut in Hamburg auftreten werde und dass man dafür bereits heute Karten kaufen könne. Doch dass die Veranstalter dafür die Sporthalle gebucht haben, die immerhin fünfmal so viele Besucher fasst, erwähnte Grubinger nicht.

Sollten die Optimisten bei der Konzertdirektion Goette recht behalten, ist also noch reichlich Luft nach oben bei dem Phänomen Grubinger. Tatsächlich hält die Faszination, die von diesem jungen, tänzerisch agierenden und dabei stets hyperpräzise spielenden Schlagzeuger und Perkussionisten ausgeht, auch nach mehrmaligem Besuch seiner Konzerte an. Grubingers Stockschläge auf die größten Trommeln lassen fast die Halle wackeln, manche seiner Pianissimo-Triller mit den Filzkopf-Mallets auf den Holzplatten des Marimbaphons siedeln am untersten Rand des Hörbaren, dazwischen öffnen und schließen sich scheinbar endlose Crescendi-Gabeln, und manches Sforzato packt einen beim Gedärm. Dynamik ist einer der Parameter der Musik; Harmonie, Melodie, Rhythmus, Klangfarbe sind weitere - und jeden einzelnen behandelt der Solist wie ein Füllhorn, das Fortuna dem Blondschopf aus dem Salzburger Land zuliebe besonders großzügig ausgestattet hat.

Grubingers Gabe, sich jedes Stück so zu Eigen zu machen, dass man glaubt, es sei für ihn komponiert, enthebt ihn fast des Vergleichs. Spielt er Xenakis so, wie er gespielt werden wollte? Stehen die extremen Dynamikschwankungen in Keiko Abes "Prism Rhapsody" so in den Noten? Oder jazzt Grubinger als Solist zwischen Konzertsaal, Jahrmarkt, Zirkus und Sportplatz jedes Stück aus schierer Lust zur federleichten Parforce-Performance hoch? Wie dem auch sei: Toll spielt er allemal.