Statt Verstärkern Drehleier, Harfen und Wandergitarren - die Session von In Extremo in der Freiheit hätte etwas mehr Dynamik vertragen können.

Hamburg. Wer hätte gedacht, dass bei einem Konzert von In Extremo mal besinnliche Behaglichkeit herrscht? Normalerweise fällt die Mittelalter-Rockband aus Berlin über ihre Fans her wie einst die Wikinger über das Kloster Lindisfarne: mit quäkenden Sackpfeifen, donnernden Trommeln und verzerrten Gitarren. Aber diese Aufgabe hatte In Extremo genüsslich der einen Tag vorher in der Sporthalle aufspielenden Combo Torfrock.

Offiziell ausverkauft, erwartete die Fans ein mit Sitzbänken möblierter Saal, und auf der Empore gab es reichlich Platz für die Zuschauer und ihre Jackenstapel. Auch Sänger Michael Robert Rhein machte es sich auf der Bühne auf einem Sofa gemütlich. "Unplugged" war angesagt. Keine Verstärkertürme, sondern Drehleier, Harfen und Wandergitarren. Wäre nicht Vertretungs-Schlagzeuger "Herr Otto" gewesen, wäre In Extremo wieder in der Gründerzeit Mitte der 90er-Jahre gewesen, als die Band noch bevorzugt auf Mittelaltermärkten auftrat.

Und so war die Melodie, nicht der Keulenkuss zwei Stunden der Held des Abends bei "Frei zu sein", "Ave Maria" oder "Rasend Herz", aber bei aller Gemütlichkeit hätte mehr Dynamik bestimmt mehr aus der Akustikversion von AC/DCs Klassiker "It's A Long Way To The Top" gemacht, ganz zu schweigen von In Extremos Paradestücken "Herr Mannelig" und "Küss mich".