Hans Liberg ist ein Fachmann für höheren musikalischen Blödsinn. Anfang Januar kommt er nach Hamburg.

Hamburg. Weniger trinken. Jeden Abend den Schreibtisch aufräumen. Bis Ostern keine Schokolade. Der guten Vorsätze fürs neue Jahr ist in diesen Tagen kein Ende. Mehr lachen ist auch ein guter Vorsatz, vielleicht von allen der beste. Gleich zu Jahresbeginn bietet sich doppelte Gelegenheit, der Einlösung des Gelübdes zu erhöhter Fröhlichkeit im Leben etwas nachzuhelfen: Hans Liberg, der musikalische Spaßmacher aus Holland, kommt zu zwei, ja, was eigentlich: Konzerten? Performances? Kabarettabenden? in die Stadt. "Symphonie Libergique" heißt der ohne falsche Bescheidenheit auf Hector Berlioz' "Symphonie fantastique" draufgesattelte Titel, den sich Liberg für seine Tour d'horizon durch die Orchesterliteratur ausgedacht hat. Das Instrument, dessen er sich dabei neben seinem Klavier bedient, sind die Hamburger Symphoniker unter der Leitung von Basil Coleman.

Liberg bestellt sich Kürbissuppe, lässt sie aber beinahe kalt werden, weil er so viel erzählt, und als der Kellner zum Abräumen kommt, fragt er ihn mit seinem charmanten holländischen Schelmenakzent: "Wollen Sie das vielleicht aufessen? Schmeckt wirklich gut, aber ich hab's nicht geschafft." Der Kellner lehnt das Angebot dankend ab und lacht. "Meinen Kindern ist das immer peinlich, wenn ich so was im Restaurant mache", erzählt Liberg. "Aber ich habe das Gefühl, dass ich jetzt einen direkten Kontakt zu einem Menschen aus Hamburg habe, obwohl ich hier nicht wohne."

Spaß im Leben haben: Das ist eine Entscheidung, die Liberg für sich schon sehr früh getroffen hat. Der erzmusikalische Komödiant, der in der Grundschulklasse als Einziger den "Bolero"-Takt auf den Tisch klopfen konnte, störte den Unterricht planmäßig mit frechen Bemerkungen, und auf der Uni sprengte er ideologische Debatten am liebsten mit einer anarchischen Pointe.

Liberg ist studierter Musikwissenschaftler, die Musik ist ihm heilig, zugleich kennt er bei ihr kein Tabu. Und er weiß, dass Musik an sich überhaupt nicht lustig ist. "Erst wenn man den Kontext ändert wird sie lustig, hat Debussy gesagt." Um Kontext zu schaffen und ihn dann so durcheinanderzuschütteln, dass das Publikum Tränen lacht, muss man sehr viel von Musik verstehen. "Wie ein Goldsucher spiele ich viele Melodien durch, denn ich will sie ja kombinieren mit anderen Musiken, die ich auch spielen kann - Jazz und Pop, damit bin ich aufgewachsen. Ich kenne auch Gebrauchsmusik und liebe Werbemusik und Klingeltöne und alles, was Geräusch macht." So fusioniert Hans Liberg mit leichter Hand Haydn und die Beatles, Tschaikowsky und Schostakowitsch oder die Werksmelodie vom Nokia-Handy mit Chopin. Als Komödiant legt Liberg die Lunte an den Standesdünkel der Klassik-Puritaner und spielt mit den Ritualen und Konventionen der Sinfonieorchester. "Die Berliner Philharmoniker würden bei so was nicht mitmachen", sagt Liberg. Dabei verlangt er den Musikern keinerlei komödiantische Taten ab: "Die sollen nur spielen, was in ihren Noten steht. Wenn die anfangen zu chargieren, wird es schnell peinlich."

Liberg steht auf der Bühne, seit er 15 ist. Das Lampenfieber blieb ihm treu: "Das ist Todesangst. Die habe ich ja nur 5000-mal überstanden, aber als Mann muss ich durch diese Todesangst durch. Und nach einer Minute auf der Bühne ist es wunderbar." Öffentlich lustig sein kostet eben auch den professionellen Lachtherapeuten jedes Mal Überwindung.

Symphonie Libergique: 2.1. 20.00, 3.1. 16.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt) Johannes-Brahms-Platz, Tickets zu 15,- bis 55,- unter T. 357 666 66