Nach “Fagaala“ gastiert die westafrikanische Männer-Compagnie Jant-Bi mit “Waxtaan“ von Germaine und Patrick Acogny auf Kampnagel

Afrikanische Folklore war gestern. Die Musiker der Compagnie Jant-Bi aus Dakar spielen zwar auf traditionellen Instrumenten, aber die acht Tänzer von "Waxtaan" stecken in Anzug; Hemd, Krawatte. Nach dem Gastspiel mit "Fagaala" im März ist das energetische schwarze Männer-Ensemble wieder zu Gast auf Kampnagel und zeigt sich diesmal von mehr ironisch-komischer Seite - natürlich mit ungebrochener Tanz-Power.

In der Uniform der Kolonialherren, aber auch der politischen Führer heute, parodiert die Gruppe um den Konferenztisch den Slapstick von "Diskussion" oder "Herumstreiten" - was das Wolof-Wort "Waxtaan" übersetzt bedeutet. Sie macht die Holzplatte irgendwann zum Schlaginstrument, entfaltet die Kraft und Schönheit der verschiedenen Stammestänze. Germaine Acogny - sie arbeitete erstmals mit ihrem Sohn Patrick für das 2007 uraufgeführte Stück zusammen - will den Reichtum und die rhythmische Komplexität der westafrikanischen Tänze aus Benin, Burkina Faso, der Elfenbeinküste, Mali oder Senegal in einer Sicht jenseits von folkloristischer Touristenunterhaltung präsentieren. Das Choreografen-Duo mischte die Formen mit Vokabular aus dem zeitgenössischen Tanz.

Die Tänzer werfen jedoch auch einen kritischen Blick auf die Politiker, machen sich lustig über selbstherrliche Präsidenten, korrupte Minister und eigenmächtige Wirtschaftsbosse. Es wird geschmeichelt, getrunken, gekämpft. Sie schütteln Hände, umarmen sich oder liefern einander wütende Duelle, verbinden mit ihrem Stück indirekt und nicht programmatisch vordergründig eine politische Forderung nach Ehrlichkeit, Großzügigkeit und Solidarität mit dem Volk.

Thematisierte "Fagaala" in der Fusion von japanischem Butho und traditionellen Tänzen die Brutalität, den Krieg und das Morden im Bürgerkrieg von Ruanda, zeichnet sich "Waxtaan" durch Humor und Slapstick aus - etwa wenn die barfüßigen Funktionäre im Aktenkoffer die Accessoires für die Stammestänze einschmuggeln. Hauptthema von "Waxtaan" aber bleiben die virtuose Trommelmusik im Zusammenspiel mit mitreißendem Tanz.

Waxtaan 17.- 20.12., 20 Uhr, Kampnagelfabrik (Bus 172, 173), Jarrestr. 20, Karten von 10,- bis 22,- unter T. 27 09 49 49 oder www.kampnagel.de