Hamburg. Die Hamburger Symphoniker lobt der junge Überflieger Philippe Jordan fast mit denselben Worten wie einst sein Mentor Jeffrey Tate, als der sich entschlossen hatte, ihr Chefdirigent zu werden: "Das Orchester will arbeiten. Die Bläser sind sehr gut, das ist ein großes Plus. Die Symphoniker brauchen mehr Zeit als die echten Top-Orchester, aber das hat auch Vorteile: Man kann umso genauer an Details feilen." Und Details sind dem Schweizer Jordan, der perfekt Hochdeutsch spricht, wichtig, auch wenn er darauf achtet, sich in ihnen nicht zu verlieren: "Ich gucke immer von der Form aus ins Detail."

Die Hamburger Symphoniker lernte Philippe Jordan, der vorzugsweise Opern dirigiert, beim Neujahrskonzert 2006 kennen; damals brachte er Beethovens Neunte aufsehenerregend transparent und scharfsichtig zum Klingen. In der Zwischenzeit ging seine Karriere weiter steil aufwärts - seit dieser Spielzeit ist er mit seinen 35 Jahren der jüngste musikalische Leiter, den die Opéra de Paris je hatte. Für seine Rückkehr nach Hamburg mit zwei Konzerten jetzt am Sonntag und am Dienstag hat Jordan sich Bartóks "Divertimento für Streichorchester" und das Konzert für Orchester vorgenommen - und Schuberts 5. Sinfonie: "Ehrlich gesagt hab ich Probleme mit Schubert. Er ist ähnlich inspiriert wie Mozart, hat aber nicht immer geschickt instrumentiert. Es ist ein langer Leidensweg, bis er klingt. Wenn man Schubert nur als den Superlyriker deutet, wird er schwach und geht mir auf die Nerven." Da Philippe Jordan auch als Klavierbegleiter an Schubert nicht vorbeikommt, hat er mit dem Werk des hassgeliebten Komponisten einen Modus vivendi gefunden: "Wenn ich ihn auch archaisch spiele, Ecken und Kanten aufreiße, wenn ich ihn trocken spiele: dann wird er für mich interessant." Am liebsten würde Jordan mit den Symphonikern in den nächsten Jahren alle neun Schubert-Sinfonien aufführen.

Konzerte: So 6.12.19.00, Di 8.12. 19.30 Laeiszhalle (U Gänsemarkt) Johannes-Brahms-Platz, Karten zu 7,- bis 42,- unter T. 357 66 66