Augen weit aufgerissen, Handys gezückt - doch die Eklat-Erwartungen der Fans blieben beim Auftritt des vermeintlichen “Skandalrockers“ aus.

Hamburg. Nein, es gab keinen Skandal, keine erste Strophe des Deutschlandliedes - so viel vorweg. Aber bei Peter Dohertys Konzert am Dienstag im Uebel & Gefährlich kann man die Eklat-Erwartungen der Zuschauer an deren angespannter Aufmerksamkeit ablesen: Die Augen weit aufgerissen, die Handys gezückt und jederzeit bereit, eine weitere Entgleisung des immer wieder als "Skandalrocker" titulierten Musikers zu dokumentieren. Dabei zu sein, wenn Doherty ein Tabu bricht, ist eben alles.

Für eine Show des Sängers der legendären englischen Rockband Libertines und der Babyshambles war es allerdings ein geordneter Abend. Pünktlich betritt der 30-Jährige mit Hut, Anzug und Gitarre die Bühne und spielt eine Stunde lang, immer wieder umrahmt von zwei Balletttänzerinnen. Sein Zustand: höchstens angetrunken!

Überwiegend bedient er sich bei den Libertines, spielt die Klassiker "What A Waster", "Can't Stand Me Now" und "What Katie Did", aber natürlich füllen auch ein paar Lieder seines starken aktuellen Solo-Debüts "Grace/Wastelands" die Setlist.

Brüchig, zerfahren, etwas windschief kommen die Stücke daher. Authentisch sagen andere. Ein ausverkauftes Uebel & Gefährlich singt jede Zeile mit. Bei der Babyshambles-Hymne "Fuck Forever" braucht Doherty kaum selbst die Stimmbänder zu strapazieren, als funktioniere der Superhit von allein und als gleiche das Prinzip "Peter Doherty" jedes musikalische Schwächeln aus.