Der Künstler hat für die Galerie der Gegenwart ein Kinderzimmer als Kunstwerk und künstlerischen Erlebnisraum kreiert.

Hamburg. Vor drei Jahren, als Olafur Eliasson zwar schon berühmt, aber noch nicht ganz so berühmt und so teuer war wie heute, konnte die Stiftung für die Hamburger Kunstsammlung den isländisch-dänischen Künstler für ein außergewöhnliches Projekt gewinnen. Eliasson sollte für die Galerie der Gegenwart ein Kinderzimmer in einer Doppelfunktion als Kunstwerk und künstlerischen Erlebnisraum kreieren.

Jetzt ist es fertig und heute kommt der Künstler, der u. a. mit den 2008 von ihm an der Südspitze Manhattans installierten künstlichen Wasserfällen Furore machte, nach Hamburg, um sein Werk zu besehen.

Im Mittelpunkt des Raums steht ein niedriger Tisch mit jenen bunten Steckelementen, aus denen viele von Eliassons Werken bestehen. Diese "Zometools" werden Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren fortan beliebig zu eigenen Plastiken zusammenfügen, die sie dann in der aus weißen Quadraten bestehenden und teils verspiegelten Gitterarchitektur des Raums wie in einem Museum präsentieren können. Aber hier ist nichts auf Dauer angelegt, schon das nächste Kind kann das Werk völlig verändern. Das ist einerseits spielerisch, entspricht aber auch dem prozesshaften Charakter von Eliassons Werk.

"Structural Evolution Project" hat der Künstler das genannt, zuletzt fügte er noch den Namen "Spielraum für den Anfang der Kritik" hinzu. Zum Konzept des "Hamburger Kinderzimmers", so heißt die demgegenüber eher schlichte Gesamtbezeichnung, gehört auch die Konfrontation mit großer Kunst: Pro Jahr werden zwei Themenausstellungen integriert, zum Auftakt geht es um Spiegel, etwa mit originalen Grafiken und Gemälden u. a. von Gramatté und Picasso oder einem von Kunsthallenchef Hubertus Gaßner vorgelesenen Kapitel aus Lewis Carrolls "Alice im Spiegelland" in einer Hörstation. Außerdem können Kinder mit einer "Wanderkarte", die sie kostenlos an der Kasse erhalten, auch in anderen Teilen des Hauses Kunstwerke entdecken, die Bezug zu dem Spiegel-Thema haben.

"Eliasson hat die quadratische Struktur des Ungers-Baus bewusst aufgenommen", meint Gaßner, und Kuratorin Annabelle Görges erklärt, dass hier der Werkprozess des Ateliers auf einmalige Weise mit dem Kontext der Kunstgeschichte und der didaktischen Vermittlung verbunden sei. Das dürfte den Kindern relativ schnuppe sein, aber ihren Spaß werden sie bei so viel künstlerischem Spielraum ganz sicher haben. "Das ist kein soziales Projekt, sondern ein Forum für Kreativität", sagt Jürgen Blankenburg, der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, die das Werk anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens finanziert hat. Auf die Frage nach dem Preis antwortet Blankenburg: "Es waren damals gut über 100 000 Euro, heute könnten wir einen Eliasson vermutlich nicht mehr bezahlen."

Ab 27. September. Galerie der Gegenwart, Mo-Fr 15-17.30, Sa, So 12-16 Uhr. Der Eintritt für Kinder ist frei. Außerhalb der Öffnungszeiten kann der Raum auch für Kinder- und Familienfeiern gebucht werden.