Hamburg. Die Pressemitteilung, die der Nachrichtenkanal N24 am 30. Juli verschickte, strotzte nur so vor Superlativen: "Bisher erfolgreichstes Jahr in der Sendergeschichte", war dort zu lesen. "N24 ist die klare Nr. 1 im wachsenden deutschen Nachrichtenmarkt." Der Sender hatte im Juli mit einem Marktanteil von 1,7 Prozent bei der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen einen neuen Rekord aufgestellt. Im Jahresschnitt werde N24 wohl bei ebenfalls sehr guten 1,4 Prozent liegen, hieß es damals.

Nun ist in den vergangenen Monaten nichts geschehen, was diese erfreuliche Prognose zunichte machen könnte. Dennoch ist die Stimmung im Sender im Keller: Am Mittwoch teilte Thomas Ebeling, Chef der Senderfamilie ProSiebenSat.1, der N24 gehört, der Belegschaft mit, dass gespart werden muss. Er prüfe alle Optionen. Auch ein Verkauf sei nicht ausgeschlossen.

Offenbar hat Ebeling, der zuletzt in Diensten des Pharmakonzerns Novartis stand und erst seit März bei der Sendergruppe ist, festgestellt, dass die Produktion von Informationssendungen sehr teuer ist: Erst strich er bei ProSieben das Boulevardmagazin "Sam" und "Focus TV". Nun ist N24 dran. Der Sender soll pro Jahr gut 40 Millionen Euro Verlust machen, was auch daran liegt, dass er für alle TV-Kanäle der Gruppe die Nachrichten produziert. Die mit 3,5 Milliarden Euro verschuldete ProSiebenSat.1 Media AG will sich diesen Luxus nicht länger leisten. Ob N24 künftig nur billige Dokus sendet oder gar verkauft wird, soll nicht vor Februar oder März 2010 entschieden werden.