Mehr als 60 Designer und Kunsthandwerker zeigen vom 27.11. bis zum 13.12. neue, hochwertige Arbeiten aus Glas bis Gold.

Hamburg. Es gibt ihn noch, den Halsschmuck, bei dem die Originalität der Idee und die Raffinesse des Materials mehr Staunen hervorrufen als der Wert so manchen Edelmetalls. Der "Große Kragen" ("Mes Medicaments") von Verena Silver-Fuchs ist so ein Objekt. Aus unzähligen kleinen Medikamentenblistern und Draht ist die Halskrause gefertigt, da erübrigt sich jedes weitere Glitzern oder Glimmern. Nicht weniger "Ahas" ruft ihre "Sprüngli"-Kette hervor. Sie besteht aus Hunderten kleiner Schokoladenpapierchen.

So viel Aufsehen erregt die industrielle Massenproduktion eher selten. Hier sind Ideen und handwerkliches Können gefragt. Bei der diesjährigen "Kunst und Handwerk 2009 - Messe im Museum" im Museum für Kunst und Gewerbe kommen Anhänger traditioneller Handwerkskünste wieder einmal auf ihre Kosten - durchaus passend zur vorweihnachtlichen Konsumstimmung.

Vom 27. November bis zum 13. Dezember können sich Interessierte auf zwei Etagen einen Überblick über aktuelle Trends verschaffen. Über 60 Designer und Kunsthandwerker aus ganz Deutschland stellen ihre Arbeiten aus. Die Materialien reichen von Porzellan, Glas, Schmuck, Gold und Silber, Holz, Drechslerarbeiten, Textilien und Leder bis hin zu hochwertig erstellten Büchern und Papier. Vielfach besteht ein produktiver Bruch zwischen Material und Gegenstand, etwa bei den Vasen aus Beton der vielfach ausgezeichneten jungen Designerin Alexa Lixfeld.

"Nur das bleibt, was sich auch erneuert", sagte Messeleiter Rüdiger Joppien bei der Vorabpräsentation. Ein hohes Niveau der Ausbildungsstätten habe dazu geführt, dass die Messe - mit 130 Jahren die dienstälteste ihrer Art - nachhaltig eine hohe Qualität präsentieren könne. Gründungsdirektor Justus Brinckmann wollte seinerzeit 1879 mit der jährlichen Veranstaltung junge Talente im Kunsthandwerk fördern.

Heute Abend nimmt der Silberschmied Jan Wege den Justus-Brinckmann-Preis in Höhe von 8500 Euro entgegen. Die Summe fließt weitgehend in den extra erstellten Katalog. "Vor dem Zugriff des talentierten Geistes ist kein Material sicher", sagt Joppien. Der gelernte Zahntechniker Wege kam über Umwege zum Design. Nach einer Ausbildung zum Goldschmied und einem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg entschied er, dass Schmuck ihm doch zu klein sei. "Ich wollte etwas Großes herstellen", sagt Wege. Als Kind faszinierte ihn ein alter Gasometer in seiner Heimat Rothenburgsort. Rohe Industriearchitektur und die Fotografien von Bernd und Hilla Becher inspirieren ihn bis heute. Seine zweckgebundenen Gefäße, wie Kannen, Becher, Vasen und Tabletts aus Silber und Tombak, erscheinen fast wie kleine Skulpturen. In seinem Ottenser Atelier fertigt er zunächst sehr exakte Modelle an, um später die Objekte entsprechend mit Hammer, Eisen und Flamme zu bearbeiten.

Manche Künstler denken mit ihrer Arbeit über Gegenstände, die das Wohnen und Leben verschönern sollen, weit hinaus. Möbeldesigner Thorsten Franck hat seine Möbel und Spielzeuge mit humorvollen Details versehen, die auch Erwachsene begeistern können. Ein Kinderschemel trägt eine Socke. Ein Teppich lässt sich mit bunten Filzausschnitten zum Objekt eigener Kreativität verwandeln. "Ich möchte, dass die Türen offen stehen", sagt Franck.

Die diesjährige Sonderschau der Messe greift den Öko-Trend Recycling mit dem Thema "Re-Use. Das zweite Leben der Materialien" auf. Auch hier zeigt sich die Grenzenlosigkeit der Liebe zum Material. Auf überaus originelle Weise: Die Wienerin Anita Steinwidder entwickelt zum Beispiel Pullover aus alten Wollsocken und Herrenunterhosen.

Kunst und Handwerk 2009 - Messe im Museum 27.11. bis 13.12., Di-So 11-18 Uhr, Mi/Do 11-21 Uhr, Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz; www.kunstundhandwerkmesse.de