Operndirektor Josef Hussek muss gehen und macht seinem Ärger Luft. Verhältnis zur Intendantin offenbar zerrüttet.

Hamburg. Francis Hüsers wird mit Beginn der neuen Spielzeit 2010/11 neuer Operndirektor und stellvertretender Intendant der Hamburgischen Staatsoper. Zurzeit arbeitet er als Leitender Dramaturg und Künstlerischer Produktionsleiter an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Hüsers, 1960 geboren und in Krefeld und Mönchengladbach aufgewachsen, war schon früher im Haus an der Dammtorstraße tätig. 1995 kam er als Referent des damaligen Intendanten Albin Hänseroth nach Hamburg, wo er bis 2005 blieb; zuletzt als künstlerischer Produktionsleiter. Hüsers schrieb auch Libretti für Jörn Arnecke ("Das Fest im Meer" und "Drei Helden"), Erhan Sanri und Alexander Muno.

"Simone Young hat mich relativ kurzfristig gerufen", erklärte Hüsers gestern gegenüber dem Abendblatt. "Wir hatten während der Vorbereitung zu ihrer ersten Spielzeit in Hamburg viel Kontakt zueinander. Ich freue mich über ihr Vertrauen."

Der bisherige Operndirektor Josef Hussek ist weniger erfreut. "Offensichtlich bin ich für Frau Young nicht gut genug", grollt Hussek, der seit 30 Jahren im Geschäft ist und 14 Jahre seines Berufslebens an der Staatsoper verbracht hat. In der Intendanz Ruzicka/Albrecht leitete er neun Jahre lang das künstlerische Betriebsbüro, 2005 holte ihn Simone Young als Operndirektor und ihren Stellvertreter in der Intendanz zurück nach Hamburg.

Differenzen zwischen Frau Young und ihm habe es von Anfang gegeben: "Das ist auch gut und normal", sagte er. Dennoch erhebt er nun massive Vorwürfe gegen die Chefin. Von 16 Sängern, die man in den letzten Jahren engagiert habe, seien elf schon wieder gekündigt worden oder von selbst gegangen. "Das Gleiche gilt für die Spielleiter. Das ist hier ein Durchhaus geworden, wo es weder Kontinuität gibt noch eine Ensemblearbeit. Ich halte mich für kommunikativ, aber wir sprechen keine gemeinsame Sprache mehr. Das gilt für Fragen der künstlerischen Qualität und für die Art, wie man dieses Haus leitet. Was ich bei ihr völlig vermisse, ist Fürsorgepflicht und soziale Kompetenz."

Unabhängig vom offensichtlich zerrütteten Verhältnis zwischen Hussek und Young: Die Berufung von Hüsers verwundert noch aus einem anderen Grund. Als enger Vertrauter des Young-Vorgängers Ingo Metzmacher schätzt er gerade den Regiestil, für den Simone Young wenig übrig hat: "Richtig ist, dass ich für ein Musiktheater stehe, das man mit dem Etikett Regietheater verbindet", sagt Francis Hüsers, der in Köln Sozialwissenschaften, Anglistik und Germanistik studiert hat und durch die Begegnung mit dem Kultursoziologen Alphons Silbermann in intensiven Kontakt mit Oper und Theater geriet. "Ich war zuletzt im 'Siegfried' in Hamburg. Im 'Ring' von Claus Guth sehe ich gute Ansätze. Im Übrigen weiß ich, dass Simone Young offen ist für nicht konventionelles Musiktheater. Dass man in der Regie auch mal was wagen muss: Das ist mein Anspruch und meine Hoffnung auch für Hamburg."

Könnte es unter Hüsers Ägide gar zu einem neuen Regie-Auftrag an Peter Konwitschny kommen? "Über Namen reden wir mal noch gar nicht", sagt er. "Die Planung für die nächsten Jahre ist ja schon weit fortgeschritten. Aber es gibt noch Lücken, und da gehen Simone Young und ich jetzt gezielt rein. Der Austausch ist sehr dicht und ehrlich."