Manchmal werden Fotografen unfreiwillig zu Propheten. Die Ansicht von der Südspitze Manhattans, die Martin Pudenz einst von der Wasserseite aus fotografierte, zeigt die damals noch intakte Skyline mit den Zwillingstürmen des World Trade Centers. Doch das Bild ist bewusst unscharf; in der Mehrfachbelichtung erscheinen die stolzen Türme der Finanzwelt seltsam wacklig. Nach 9/11 betrachtet wirkt das Foto wie ein Menetekel. Pudenz, in Frankfurt geboren und für seine Porträts ebenso geschätzt wie für seine Landschaftsaufnahmen, setzt bei Letzteren das Stilmittel der Unschärfe virtuos ein. Die Bilder, etwa aus dem Pückler-Park Muskau und Branitz, erhalten in ihrer sanft verschwommenen Farbigkeit eine malerische Qualität. Kontrastierend hierzu wirken die ironisch-derben Kommentare zum Geschlechterverhältnis, die Pudenz in Bildern wie "Jeder Tag ist ein guter Tag" abgibt.

Ausstellung Martin Pudenz heute 23.11. Vernissage 19.00, Photography Monika Mohr Galerie (Bus 109), Mittelweg 45, bis 17.2.2010, Di-Fr 12.00-18.00