Hamburg. The Prodigy war schon immer eine Band der Missverständnisse. Nach den großen Erfolgen der Briten in den 90er-Jahren mit den Alben "Music For The Jilted Generation" (1994) und "The Fat Of The Land" (1997) wurden sie von den Medien nicht nur ihrem Bandnamen entsprechend zu Wunderkindern erhoben, sondern gar zu Rettern des Rocks. Für diesen Schnellschuss verschwand The Prodigy allerdings schnell wieder in der Versenkung, das Aufsehen nach "Always Outnumbered, Never Outgunned" (2004) und "Invaders Must Die" (2009) hielt sich in Grenzen.

Dementsprechend war das Konzert am Donnerstag in der Alsterdorfer Sporthalle auch nicht, wie von anderen Zeitungen vermeldet, ausverkauft - 2500 Fans hätten noch reingepasst. Die gut 4000 Anwesenden, von denen die meisten schon in den 90ern bei "Firestarter" und "Breathe" auf die Tanzflächen von Kaiserkeller und Grünspan gestürmt sein dürften, sahen jedenfalls ein 75-minütiges Konzert ohne Kompromisse und ohne weitere Missverständnisse.

Frontmann Keith Palmer alias Maxim Reality, Tanzteufel Keith Flint und DJ Liam Howlett (sowie Begleitschlagzeuger und Gitarristen) drehten für ihre Big-Beat-Elektro-Rock-Bastarde alle Regler schlicht auf Anschlag - und den Bassregler noch dreimal weiter rum. "Poison", "Voodoo People" und "Invaders Must Die" rüttelten akustisch undifferenziert, aber mit enormer Wucht am alten Gemäuer, während das Publikum bis in die letzten Reihen alle Arten von Fahrzeug-Tänzen durchprobierte: vom Flugzeug (mit ausgestreckten Armen kreisen) bis zum Disco-40-Tonner (mit einem Arm am imaginären Hupseil ziehen). "Take Me To The Hospital", "Out Of Space" und "Their Law" machten dem Spaß etwas zu schnell ein Ende, aber live hat sich The Prodigy sehr gut in die Gegenwart gerettet.