Hamburg. Den norwegischen Jazz umweht ja dieser Hauch des Reinen, Kühlen, Schönen. Tatsächlich kam am Donnerstag eine der frühen Stützen dieses Skandinavien-Sounds ins Liebermann-Studio des NDR. Freilich spielt im Trio des Bassisten Arild Andersen der Schotte Tommy Scott ein expressives Tenorsaxofon in der Coltrane-Nachfolge. Und mit dem krankheitshalber eingesprungenen Patrice Héral wirbelte ein Tausendsassa am Schlagzeug, der schneller reagiert als sein eigener Schatten.

Andersen selbst überzeugte angesichts dieser Dynamik mehr als ideenreicher Klangforscher denn als ebensolcher Solist, wozu leidige Längen seiner Loops, sich wiederholende Tonschleifen, beitrugen.

Davor war nach der Pause Henri Texiers Strada Sextett gefeit. Dessen Konzept ist schlichtweg der Wille zur Wucht, ein "angry young man", dieser französische Bassist, seinen bald 70 Jahren zum Trotz.

Und so sitzt dann ein spitzbübisch grinsender Greis inmitten junger Spielleute auf der Bühne und genießt, wenn's um ihn herum braust und stiebt, sich strammer Mainstream mit freien Passagen ablöst, die Alte und die Neue Welt die Hände sich, nein, nicht geben, sondern heftig schütteln.