Hamburg. Normalerweise sind Wiederholungen ein Grund zum Nörgeln. Nicht in diesem Fall: Zwölf herausragende Fernsehfilme der letzten zwölf Monate stehen ab Sonntag an sechs Tagen noch einmal auf dem Programm - zum 14. Mal wird der 3sat-Zuschauerpreis vergeben. Parallel dazu werden die Filme beim Fernsehfestival in Baden-Baden gesichtet und diskutiert.

Klare Favoriten sind diesmal schwer auszumachen - zu gleichmäßig stark ist das Feld der Filme. Kritikerlob, eine gute Quote und viele Preise hat sich bereits "Mogadischu" (3sat, 17.11., 22.25 Uhr) abgeholt. Der Film mit Nadja Uhl und Thomas Kretschmann macht aus einem Schauplatz der RAF-Geschichte perfektes Hochspannungsfernsehen. Begleitet von großem öffentlichen Interesse war auch "Marcel Reich-Ranicki: Mein Leben" (15.11., 22.25 Uhr). Der Film bewältigt die doppelte dramaturgische Bürde, Biopic und Drama über den Nationalsozialismus zu sein, mit Bravour. Matthias Schweighöfer brilliert als Mann der Worte. Auch im Vertriebenendrama "Ein Dorf schweigt" (19.11., 20.15 Uhr) mit der überzeugenden Katharina Böhm spiegelt sich das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte.

Das ZDF präsentiert sich mit zwei sehr atmosphärischen, fast philosophischen Krimis. Matti Geschonnecks "Todsünde" (18.11., 22.25 Uhr) nach einem Roman von Friedrich Ani ist ein Krimi für Auge und Seele. Ebenso unaufdringlich, in introvertierter Moll-Tonart erzählt, ist "Ein halbes Leben" (19.11., 22.25 Uhr) - Josef Hader bekam für seine Darstellung des Mörders den Deutschen Fernsehpreis.

Zu den Höhepunkten der Höhepunkte gehören außerdem das erst vor wenigen Tagen gesendete Biopic "Romy" (20.11., 22.25 Uhr) über das tragische Leben von Romy Schneider und "Frau Böhm sagt Nein" (20.11., 20.15 Uhr). Jessica Schwarz und Senta Berger empfehlen sich mit ihren Leistungen für den Grimme-Preis. In nichts nach stehen ihnen Stefan Kurt und Marie Bäumer, die in der tragikomischen Beziehungsgeschichte "Haus und Kind" (17.11., 20.15 Uhr) ein Ehepaar spielen, bei dem der Mann sich zwischen zwei Frauen nicht entscheiden kann und am Ende der Dumme ist. Wolfgang Kohlhaase ("Sommer vorm Balkon") ist eine wunderbar bitterlakonische Geschichte gelungen, die Andreas Kleinert sensibel inszeniert hat. Drei Kleinode in einer TV-Landschaft, in der sich der Krimi immer breiter macht und anderen "Genres" die Luft zum Atmen nimmt.

Weniger überzeugen kann das gut gemeinte, aber thematisch überfrachtete Krebsdrama "Die Drachen besiegen" (16.11., 22.25 Uhr), das mit Amelie Kiefer und Gabriela Maria Schmeide zumindest zwei großartige Darsteller zu bieten hat. Den mit Abstand schlechtesten Film hat ProSieben im Rennen: den Horrorfilm-Klon "Gonger - das Böse vergisst nie" (18.11., 20.15 Uhr). Der zweite Privatsender Sat.1 dagegen hat den überaus spannenden, gut fotografierten und von Yvonne Catterfeld und Richy Müller angenehm cool gespielten Polizei-Thriller "Schatten der Gerechtigkeit" nach Baden-Baden und Mainz geschickt. Er macht an diesem Sonntag um 20.15 Uhr den Auftakt.

Abstimmen kann man u. a. im Internet unter www.3sat.de/zuschauerpreis