Hamburg. Dänemark, Winter 1940. Die deutsche Wehrmacht besetzt das Land mit einem Trick aus der Antike: im Frachtraum von Kohlenschiffen schleust sie ihre Soldaten in den Hafen von Kopenhagen ein wie einst die Griechen ihre Krieger im hölzernen Pferd nach Troja. Im Jugendroman "Hitlers Kanarienvogel" der dänischen Autorin Sandi Toksvig erzählt Opa Bamse seiner Enkelin von den Ereignissen damals, als der Krieg nach Dänemark kam und er so alt war wie sie: zwölf Jahre. Margit Kreß hat daraus eine Hörspielfassung gemacht, die der NDR am Sonntag sendet (NDR Info, 14.05 Uhr). Ihr Stück wurde kürzlich auf Platz vier unter die fünf besten Kinderhörspiele des Jahres gewählt.

Bamses Mutter ist Schauspielerin, sein Vater Handwerker und Zeichner. Und Anton, sein allerbester Freund, ist Jude. Der Riss zwischen Freund und Feind geht mitten durch Bamses Familie - der große Bruder Orlando ist im Widerstand, Schwester Mascha hat was mit einem deutschen Soldaten, und Onkel Johann hat was gegen Juden. Doch in den Jahren der Besatzung bleibt nichts, wie es war, und die Figuren ihrer Geschichte zeichnet die Autorin mit vielen Schattierungen zwischen Schwarz und Weiß.

Mit Schauspielern wie Hans-Peter Hallwachs, Lukas Sperber und Judith Rosmair hat Margit Kreß daraus eine spannende Hörfassung destilliert, bei der auch erwachsene Hörer etwas über den dänischen Widerstand gegen die Nazis lernen können. Und wer über den Titel rätselt: Nein, Hitlers Kanarienvogel war keine Haustier-Konkurrenz zur Schäferhündin Blondi.

"Hitlers Kanarienvogel", Hörspiel von Margit Kreß, NDR Info So 15.11. 14.05