Hamburg. Deutsches Präzisionswunder begegnet russischer Seele. So hübsch klischeehaft kann man das Konzert von Julia Fischer und den St. Petersburger Philharmonikern am Dienstag in der Laeiszhalle auf den Punkt bringen. Denn das russische Traditionsorchester klang tatsächlich so, wie man sich die gefühlvolle Seele wohl vorstellen muss: schwer, massig, mit einer gehörigen Portion Großzügigkeit im Detail und seltsam undefinierten Konturen.

Der Klangkörper verfügt zwar über einen großartigen, dunkel-samtigen Streicherklang. Was vor allem bei den träumerischen Klängen vom Rimski-Korsakows "Kitezh"-Ouvertüre voll zum Tragen kam. Doch die Petersburger waren an diesem Abend in Mussorgskis "Bildern einer Ausstellung" auch mit rhythmisch und intonatorisch wackeligen und teils unangenehm scharf klingenden Bläsern geschlagen.

Bei Julia Fischer dagegen erstaunt immer wieder die absolute Makel- und Mühelosigkeit des Spiels: Kein Sprung in Sibelius' Violinkonzert ist so weit, kein Doppelgriff so verquer und kein Lauf so schnell, dass sie ihn nicht vollendet und mit dem Anflug hoheitsvollen Lächelns zelebrieren würde.