Hamburg. Eigentlich sollte nach fünf Stunden Schluss sein. Doch die Jahreshauptversammlung des Art Directors Clubs für Deutschland (ADC), die am Sonnabend im Internationalen Maritimen Museum tagte, brauchte zweieinhalb Stunden mehr. Der Verein, in dem bisher vor allem Werber organisiert sind, steht vor einer Zeitenwende. Da gibt es viel zu bereden.

Der ADC versteht sich neuerdings als Klub der Besten aller kreativen Berufe, also auch als Vereinigung für Journalisten, Designer und Architekten. Schon jetzt, so der neue ADC-Sprecher Jochen Rädeker, der selbst Inhaber einer Designagentur ist, kommen 42 Prozent der Mitglieder nicht aus der klassischen Werbung.

Nicht jedem im Verein behagt der neue Kurs. Hinzu kommt, dass die Wirtschaftskrise auch den ADC erfasst hat und der Vorstand zuletzt wichtige Beschlüsse erst der Fachpresse und erst dann den Mitgliedern mitteilte.

Im Verein hat sich eine lautstarke Opposition etabliert. Die zentrale Frage vor dem Jahrestreffen war, wie groß ihr Einfluss wirklich ist. Nun ist klar: Die ADC-Dissidenten sind in der Lage, dem Vorstand schmerzhafte Nadelstiche zuzufügen. Mehr aber auch nicht.

So wurde das Vorstandsmitglied Rädeker als Nachfolger des zurückgetretenen Amir Kassaei mit 80 Prozent der abgegebenen Stimmen zum neuen ADC-Sprecher gewählt. Die Entlastung des Vorstands ging mit bei wenigen Gegenstimmen und Enthaltungen relativ glatt durch. Ein Antrag, der vorsah, dass Kandidaten für den Sprecherposten nicht zwangsläufig dem Vorstand angehören müssen, wurde dagegen abgelehnt.

Die vom Vorstand beantragte Satzungsänderung wurde fast anstandslos durchgewinkt. In einem Punkt aber nicht: Das Vorhaben, allein den Vorstand über Zuschnitt, Schließung und gegebenenfalls Neugründung der einflussreichen regionalen Sektionen entscheiden zu lassen, fand keine Mehrheit.

Widerstand gab es auch gegen das vom Vorstand beschlossene neue Wettbewerbsmodell des ADC-Festivals, das vorsieht, die Zahl der Preiskategorien von 46 auf 70 zu erhöhen. Manche Mitglieder empfinden das als Verwässerung. Ein konkurrierendes Modell, das der Chef der Agentur Heimat, Guido Heffels, mit zwei Mitstreitern entwickelt hatte, scheiterte nur knapp. Nun soll sich eine Arbeitsgruppe Gedanken um den künftigen Zuschnitt des Wettbewerbs machen.

Unklar ist nach wie vor, wie hart die Krise den ADC wirklich trifft. Vorstandsmitglied Dörte Spengler-Ahrens sagte der Presse, zuletzt habe es einen Verlust "im fünfstelligen Bereich" gegeben. Laut Mitgliedern, die sich auf den Rechenschaftsbericht des ADC berufen, lag der Verlust des Vereins im Geschäftsjahr 08/09 aber bei knapp 400 000 Euro.