Hamburg. "Durch den Tanzplan Deutschland ist mehr in Bewegung geraten als in 30 Jahren vorher", lobte Bundestagspräsident Norbert Lammert in seiner brillanten Rede zur Eröffnung des Tanzkongresses auf Kampnagel das Förderprojekt der Kulturstiftung des Bundes. Neben unterschiedlichen künstlerischen und pädagogischen Initiativen in neun Städten setzt der viertägige Kongress auf Kampnagel mit 1000 Teilnehmern ebenso ein deutliches, international wahrgenommenes Zeichen.

Er knüpft an die unterbrochene Tradition der Tanzkongresse von 1927, 1928 und 1930 an, ist nun nach Berlin 2006 das fünfte Forum zur Diskussion über den aktuellen Stand der Dinge und künftige Perspektiven einer Kunst, die noch immer die am meisten gefährdete Gattung unter den darstellenden Künsten ist, wie Lammert sagte. Sie spiele in der Bildung und Gesellschaft eine wichtige Rolle, verdiene und brauche mehr Beachtung und Förderung. Dazu habe der Tanzplan "als ein Motor" wesentlich beigetragen. "Doch nun müssen aus Plänen Konzepte und aus Konzepten Strukturen werden", betonte Lammert, forderte - auch an Kultursenatorin Karin von Welck gerichtet - Politiker und Träger in Kommunen auf, konkrete Schritte zu unternehmen, damit die Entwicklung weitergehen könne.

Welck betonte, sie könne sich Kampnagel ohne das mit Unterstützung des Tanzplans aufgebaute K3-Zentrum für Choreografie nicht mehr vorstellen. "Der zeitgenössische Tanz hat damit in Hamburg ein Zuhause bekommen. Und die Bilanz nach drei Jahren fällt absolut positiv aus." Gern hätte Welck (parteilos) die Weiterführung nach 2010 zugesichert, was die schwierige Finanzierungsdebatte verhindert habe. "Aber ich werde alles tun, unseren Tanzplan Hamburg weiterzuführen und auf dem großartig Erreichten aufzubauen", sagte sie.

Hortensia Völckers vom Vorstand der Kulturstiftung freute sich, dass Tanz nun endlich ein öffentliches Thema ist, zunehmend von Politikern und in den Schulen wahrgenommen werde.

Einen Blick in die Werkstatt des Choreografen Alain Platel boten die exzellenten Tänzer von Les Ballet C. de la B. mit Studien aus einem entstehenden Stück. "Out of Context" - ohne Bühnenbild und Kostüm - stürzten sie sich singend und tanzend in Erregungszustände. Jeder Einzelne zeigte eine ausgeprägte Persönlichkeit mit speziellen Bewegungsqualitäten auf höchstem technischen Niveau. Bis Sonntag sind noch Stücke von Monica Antezana, Fabian Barba und Richard Siegal zu sehen.