Hamburg. In unmittelbarer Kieznähe mit einem Travestie-Musical punkten zu wollen, kann einerseits geschickt sein. Andererseits ist die Flitter-Konkurrenz doch ziemlich groß. Und man muss leider sagen: Gegen Olivia Jones' Kiezrundgänge - von anderen Angeboten ganz abgesehen - hat die erste Fliegende-Bauten-Premiere unter neuer Leitung leider keine Chance. In "Ein Käfig voller Narren", einer eingekauften Inszenierung vom Dresdner Theater Wechselbad, bemüht man sich zwar durchaus anständig um Unanständigkeit, fährt Männerfüße in Riemchenpumps, reichlich Exaltiertheiten und auch eine ordentliche Live-Band auf. Doch das leicht Abgetakelte des Nachtklubs La Cage aux Folles mit seinen Pressspanwänden fällt immer wieder auch auf die Produktion und deren Schiebekulissen zurück. Dass ausgerechnet im zentralen Song "Ich bin, was ich bin" das Mikro ausfällt, ist ein ganz blöder Zeitpunkt für eine Panne. Umso mehr verdient Stephan Schill als Nachtklubbesitzer Georges den Szenenapplaus, als er beim nächsten Ausfall mitten in einer Ballade souverän gegen das Mikroport schnippt, um es wieder zum Laufen zu bekommen. Hans-Georg Pachmann als Diva Zaza verdient ebenso Lob wie - ausgerechnet - die insgesamt stärkeren Frauen. Vor allem im zweiten Teil gelingen dem Ensemble einige schöne Momente - leider verströmen die neuen Tische im vormals schön plüschigen Theater eher den Charme eines Eiscafés. (msch)