Im Herbst 1989 war Wolfgang Joop auf einer Werbe-Tour für "Joop! Homme" durch mehrere arabische Länder unterwegs. Auch der Scheich von Bahrein empfing ihn - eine denkwürdige Begegnung.

Die verbrauchen viel Parfum. Unter anderem gießen sie es sich reichlich über die Hände, bevor sie einem anderen die Hand geben, damit der andere dann nach ihnen riecht. Wir trafen uns am Pool, zweimal olympische Größe, in der Mitte goldene Inseln. Um ihn herum saßen die vielen Berater, schweigend. Ich hatte Präsentkörbe, mit rotem Samt ausgeschlagen, dabei, erzählte dem Scheich etwas zu den Fläschchen und Cremedosen darin. Der schaute mich gar nicht an, sondern blickte unten auf etwas neben seinem Stuhl, das aussah wie ein Karton. Er nahm mit abwesender Geste den Korb entgegen, hievte ihn über den Karton und guckte wieder runter.

Wolfgang versuchte auf Englisch ein Gespräch anzufangen. Themen wie Mercedes, BMW. Der Scheich sagte: "Ja ja." und "Ah ja." und "Are you skiing?"

Komische Frage, da in der Hitze, ob ich Ski laufe? Der Scheich guckte kurz hoch und meinte, er hätte in Kitzbühel ein Haus und eine Piste mit lauter Blondinen, das wäre alles sehr hübsch, und dann guckte er wieder weg. Und ich sah, dass er da unten einen Fernseher hatte, in dem tonfrei ein alter schwedischer Porno lief.

Einmal landeten sie auf der Arabientour in einem Palast, in dem man sehr schön sehen konnte, was Geld kaufen kann. Und was nicht. Ein Gebäude in der Größe der Abflughalle A in Frankfurt. Der größte Brunnen mit Parfum gefüllt. Im Salon Stühlchen aus reinem Gold, zu klein für Kinder, zu groß, um Spielzeug zu sein. Wozu sie waren, wer weiß das schon. Dazu eine Sitzgruppe aus reinem Gold. Jeden Abend wurde eine tischgroße Silberschale hereingetragen, darauf Reis und ein ganzer Hammel. Man bekam einen Löffel, nur einen Löffel, und damit attackierte man den Hammel. Und falls ein Knochen herausfiel, aß man mit dem Knochen weiter. Zu Wolfgangs großer Ehre wurde ihm stets ein Auge zuteil. Vom Scheich persönlich in den Mund geschoben. Ein Horror.

In Dubai saß Wolfgang Joop zum Ende der Reise im Golfklub vor dem Fernseher.

Pötzlich sah ich Leute auf der Berliner Mauer sitzen und war irritiert. Was sollte das denn sein? Ein Film? Ich hatte nichts mitbekommen. Rief in der "Stern"-Redaktion an: »Ist irgendetwas los?« - »Wie, ist irgendetwas los? Wo bist du denn? Die Mauer fällt!« - Und ich saß im Golfklub in Dubai.