Kriminalromane von schwedischen Autoren scheinen eine eingebaute Erfolgsgarantie zu besitzen. Was auch immer aus dem skandinavischen Land auf den deutschen Buchmarkt kommt, hat gleich das Zeug zum Bestseller. Was nicht automatisch gleichbedeutend mit literarischer Qualität sein muss.

Hamburg. Gleichwohl scheint die Liebe zu allem Dunklen, das den schwedischen Krimis innewohnt, der deutschen Seele lustvoll eingeschrieben zu sein.

Besonders dunkel geht es in Johan Theorins zweitem Kriminalroman "Nebelsturm" zu. Theorin, Jahrgang 1963, hat nach seinem bislang in 14 Sprachen übersetzten Debüt "Öland" auch die Geschichte seines neuen Romans wieder auf der schwedischen Ostseeinsel angesiedelt.

Es ist ein eiskalter Oktober aufÖland, der Sturm peitscht über das flache Land, in den tief über der Insel treibenden, bedrohlich wirkenden grauen Wolken hängt bereits der erste Schnee des zu Ende gehenden Jahres. Ein unwirtliches Wetter, vor dem die Menschen schnell in ihre Häuser flüchten.

Joakim Westin hat im rauen Nordosten der Insel für seine Familie und sich einen alten, Ehrfurcht gebietenden Hof gekauft, der einst aus dem Holz eines Schiffswracks errichtet worden ist. Liegt ein Fluch auf ihm? Was die Leute erzählen, stört Westin nicht. Aberglaube sei das alles - etwa dass die Männer, die einst den Hof gebaut haben, noch immer die Schreie der ertrinkenden Seeleute hörten. Niemand, der bislang auf dem Gehöft gelebt hat, ist dort glücklich geworden.

Zwar stellt sich die Nachricht, Westins Tochter Livia sei in der tosenden Ostsee ertrunken, bald als Irrtum heraus, doch das gespenstische Haus und seine Geschichte ergreifen schnell Besitz von ihren neuen Eigentümern. Und eine Serie von Einbrüchen in die Ferienhäuser wohlhabender Stockholmer gibt der Inselpolizei in Gestalt einer jungen Polizistin weitere Rätsel auf.

Es ist ein großes Schauspiel aus wütenden Naturgewalten und menschlicher Tragik, das Theorin in seiner in Schweden als bester Kriminalroman des Jahres ausgezeichneten Geschichte inszeniert.

"Nebelsturm" ist ein Roman, der durchaus Angst machen kann, lässt man sich auf die winterliche Atmosphäre und den Sog dieser unheimlichen Bilder ein, die der Autor kraftvoll heraufbeschwört.

Mit Johan Theorin hat die schwedische Kriminalliteratur erneut einen Autor hervorgebracht, der es versteht, seine Geschichten so zu erzählen, dass man ihnen atemlos folgen muss.

Hamburger Krimifestival , Johan Theorin liest am Freitag, 6.11., 20.30 Uhr, in der Buchhandlung Heymann, Osterstr. 134, Eintritt 9 Euro, Karten bei Heymann (T. 48 09 30), in den HA-Ticketshops und unter der HA-Hotline T. 30 30 98 98; alle Infos: www.krimifestival-hamburg.de