Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat gestern Abend die 61. Frankfurter Buchmesse eröffnet. Für das Gastland China kamen die Präsidentin des Chinesischen Schriftstellerverbands, Tie Ning, der Schriftsteller Mo Yan und der stellvertretende Staatspräsident Chinas, Xi Jinping, zur Eröffnungsfeier.

Frankfurt/Main. Merkel erinnerte an das freiheitliche Potenzial von Büchern im Zusammenhang mit der damaligen DDR: "Immer wieder habe ich gehofft, mutige Bekannte und Verwandte aus dem Westen zu finden, die es nicht nur auf sich nahmen, ein Paket mit Seife und Apfelsinen zu schicken, sondern auch ein Buch zu schmuggeln." China wisse, sagte Merkel, dass sich auf der Buchmesse lobende, abwägende und kritische Stimmen melden werden. "Es wird keine Tabus in der Diskussion geben", sagte Merkel. Auf der Buchmesse wird es auch 250 Veranstaltungen von Regimekritikern und chinesischen Exilautoren geben.

Xi Jinping dankte für die Einladung Chinas als Ehrengast. Dies sei eine wichtige Chance für sein Land, andere Kulturen kennenzulernen. Zugleich warb er dafür, den Auftritt Chinas als Fenster zu nutzen, um dessen Kultur nahezukommen. "Unterschiedliche Ideologien dürfen den Austausch nicht behindern und noch weniger Konfrontationen rechtfertigen", sagte Xi.

Im Vorfeld der Eröffnung war erneut heftige Kritik am Umgang der Chinesen mit den Menschenrechten und an der Unterdrückung kritischer Autoren laut geworden. Auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hob die Meinungsfreiheit als unveräußerliches Grundrecht hervor. "Wir können dieses Menschenrecht nicht verrechnen und nicht relativieren", sagte sein Vorsteher Gottfried Honnefelder. Buchmessechef Juergen Boos kritisierte China scharf, sagte aber auch: "Man kann China bewundern, fürchten oder kritisieren, aber man kann es nicht ignorieren." Die Buchmesse werde dazu beitragen, einen politischen Diskurs auszulösen, Ziel sei "Wandel durch Annäherung".

Die Wirtschaftskrise geht auch am weltgrößten Buchmarkt nicht vorbei: Es wurden zwei Prozent weniger Ausstellungsfläche vermietet als 2008. Vor allem englischsprachige und osteuropäische Verlage haben abgesagt oder ihre Stände verkleinert. Die Zahl der 7314 Aussteller aus 100 Ländern liegt aber nur knapp niedriger (2008: 7373). Mehr als 400 000 Titel, darunter 124 000 Neuerscheinungen werden angeboten. Die Buchmesse dauert bis zum kommenden Sonntag.