Bei wenigen Instrumenten kann man die Tonerzeugung so gut sehen wie bei der Harfe. Das hat Xavier de Maistre, Artist in Residence der Hamburger Symphoniker, gerade im Kleinen Saal der Laeiszhalle vorgeführt.

Hamburg. Für trockene Pianissimi zupfte er die Saiten ganz unten an, für gläserne Klangeffekte stellte er die ganze Hand aufrecht neben die Saiten. Mal rollten die Finger förmlich, mal streckte er sie, und jeder Winkel ergab eine eigene Tonqualität von konsonantisch bis samtschwer.

Vor allem aber eröffnete er seinem Publikum eine ganze Welt des Pianissimo, sogar in Marcel Grandjanys Harfenbravourstück "Fantaisie sur un thème de Haydn". Henriette Reniés episodenreiche "Légende" erzählte er förmlich nach. Diesen beiden Originalwerken setzte er ein drittes entgegen, das fast völlig auf harfentypische Virtuosität verzichtet: Bezwingend nachdenklich spielte er Paul Hindemiths streng geführte Harfensonate mit ihrer archaisch anmutenden Harmonik. Der barocken Sonate von Giovanni Pescetti lieh er den ganzen Reichtum seiner Klangfarben, die ein Cembalo nun mal nicht zur Verfügung hat. Bedrich Smetanas sinfonischer Dichtung "Die Moldau" für Harfe allein war charmant, sofern erkennbar wie beim Nymphenreigen - aber einen ganzen Blechbläsersatz ersetzt die Harfe dann doch nicht.

Die paar Verspieler und unscharfen Basstöne konnten einem so funkelnden Musizieren nichts anhaben. Umso ärgerlicher, wie ungeniert Besucher ganze Sätze zerhusteten.