Das Ensemble Resonanz hat sich zu seinem Saisonauftakt im Kleinen Saal der Laeiszhalle ein Sujet vorgenommen, wie es gewichtiger nicht sein könnte.

Hamburg. Der Komponist und Pianist Stefan Litwin hat einen Auszug aus Imre Kertész' "Roman eines Schicksallosen" vertont, jene Essenz, in der der Ich-Eerzähler seine Sicht auf seine Jahre im Konzentrationslager schildert und dabei jede Transzendenz schlicht verneint. In Litwins "..., die Hölle aber nicht." kommentierten, ja unterliefen Klavier und Streicher Kertész' markerschütternd nüchternen Text, den Hanns Zischler virtuos vortrug. Ins Zentrum rückte Litwin höchst klangsinnlich den Begriff der Zeit.

Zuvor las Kertész selbst: mit gebrechlicher Stimme und ungarischem Singsang, die die distanzierte Sicht des Buchs noch unterstrichen.

Darum gruppierte sich ein Programm voll kluger Querbezüge. Am Klavier spielte Litwin Bachs d-Moll-Konzert für Cembalo mit seinem anrührenden Gegensatz von motorischer Strenge und Selbstvergessenheit, stilsicher und klangschön begleitet vom Ensemble.

Rhetorisch zwingend gelangen den Streichern auch Paul Dessaus "Musik für 15 Streichinstrumente" (1978/79) und Karl Amadeus Hartmanns Vierte Sinfonie, entstanden kurz nach dem Krieg, beides hochpolitische Werke. Ein gerade in seiner Unnachgiebigkeit tief bewegender Abend.