Wie sich Liebermann, Bonnard, Kokoschka und deren Malerkollegen ihr Bild von der Stadt machten, zu sehen bis 14. Februar 2010 in der Kunsthalle.

Hamburg. Residenzen wie Wien oder München waren schon seit dem 17. Jahrhundert Motive für bildende Künstler, denn dort gab es Hofmaler, die im fürstlichen Auftrag das Stadtbild auf repräsentativen Veduten darstellten. Hamburg-Ansichten entstanden dagegen erst seit dem 19. Jahrhundert, als immer mehr Maler die Hansestadt besuchten und sie als Motiv entdeckten. Wesentlichen Einfluss auf diese Stadtansichten nahm Alfred Lichtwark, der Gründungsdirektor der Kunsthalle, der zahlreiche auswärtige Künstler nach Hamburg einlud und diesen wie ihren einheimischen Kollegen empfahl, "Hamburger Landschaften" zu malen, von denen er wichtige Werke aufkaufte.

Nachdem die Kunsthalle 2002 die dabei entstandene "Sammlung von Bildern aus Hamburg" in einer Sonderschau rekonstruiert hat, zeigt das Museum jetzt eine Ausstellung im Hubertus-Wald-Forum, die thematisch noch weiter gefasst ist. "Hamburger Ansichten - Maler sehen die Stadt" beschränkt sich nicht auf die von Lichtwark angeregten Werke, sondern vereint etwa 90 Bilder von 45 Künstlern, die im Zeitraum von 1875 bis 1935 entstanden sind. "Es geht uns nicht um Topografie, wir wollen vielmehr zeigen, wie Maler hier künstlerisch tätig waren und wie sie die Stadt aufgenommen haben", sagt Kurator Ulrich Luckhardt zum Konzept der Ausstellung, die Stadtgeschichte mit Stilgeschichte verbindet.

Vom Zentrum mit der Binnenalster, der Außenalster, dem Hafen und der Elbe führt der malerische Rundgang bis in die Umgebung Hamburgs, ins Alte Land oder an den Oberlauf der Alster.

Dabei ist es immer wieder spannend zu beobachten, wie unterschiedliche Künstler dieselben Motive zu unterschiedlichen Zeiten gestaltet haben. Die "Ansicht vom Holzdamm in St. Georg auf die Hamburger Kunsthalle und Binnenalster" des Dresdners Rudolf von Türcke ist das älteste Bild der Ausstellung. Dem in Düsseldorf ausgebildeten Türcke ging es noch um eine wirklichkeitsgetreue Wiedergabe der städtebaulichen Situation, während sich der Norweger Frits Thaulow zehn Jahre später für die Spiegelwirkung des nassen Pflasters auf den Großen Bleichen interessierte. Dennoch ist das Gebäude des "Hamburger Hofs" auf diesem Bild, das Thaulow vom Alsterpavillon aus malte, leicht zu erkennen.

Zu den bekanntesten und beliebtesten Hamburg-Gemälden zählt Max Liebermanns 1902 entstandenes Bild "Terrasse von Jacob in Nienstedten", gleich daneben hängt dasselbe Motiv, ein Jahr später von Friedrich Kallmorgen gemalt. Die Szene wirkt, vor allem durch das im Hintergrund sitzende Paar, noch ein wenig biedermeierlich gemütvoll, steht aber malerisch auf höchstem Niveau. Die Gäste haben den Tisch im Vordergrund schon verlassen, das gebrauchte Geschirr und die auf dem Tisch stehenden Gläser und Flaschen sind meisterhaft wiedergegeben, ein eigenes Stillleben als Teil einer großartigen Bildkomposition.

Zu den interessantesten Werken der Ausstellung zählen die Bilder des Pariser Neoimpressionisten Pierre Bonnard, der kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs auf Lichtwarks Einladung nach Hamburg gekommen war. "Blick vom Uhlenhorster Fährhaus auf die Außenalster mit St. Johannis" heißt ein in Hamburg bisher kaum bekanntes Bonnard-Gemälde, das als Leihgabe aus dem Carnegie Museum of Art in Pittsburgh in die Ausstellung kam.

Gut vertreten sind die Maler des Hamburger Künstlerclubs von 1897, die sich mit damals modernen Ausdrucksmitteln auch Motiven im Umland widmeten. Zu nennen wäre hier zum Beispiel die 1908 entstandene "Alsterlandschaft" von Artur Illies. Fünf Jahre später hat der Brücke-Maler Erich Heckel die Mellingburger Schleuse gleich aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln gemalt.

Ein temperamentvolles malerisches Feuerwerk lässt Hugo Vogel auf seinem Gemälde "Feuerwerk am Uhlenhorster Fährhaus" abbrennen, ein damals recht modernes Bild, das man dem auf konventionelle repräsentative Großaufträge abonnierten Maler kaum zutraut. "Kurz zuvor hat Vogel die Historienschinken im Kaisersaal des Rathauses vollendet, mit dem Feuerwerks-Bild dürfte er sich davon befreit haben", begründet Ulrich Luckhardt den erstaunlichen stilistischen Wandel.

Hubertus-Wald-Forum, bis 14.2.2009, Di-So 10-18, Do bis 21 Uhr geöffnet. Katalog 29,80 Euro