Der junge polnische Pianist Rafal Blechacz ist das Gegenbild zum Typus des Tastentigers in der Konzertmanege.

Hamburg. Vom Wesen her hat er beinahe noch etwas Kindliches. Und sein Hamburg-Debüt am Dienstag in der Laeizhalle begann er unprätentiös mit zwei Werken, denen mancher Hörer schon im Klavierunterricht begegnet sein dürfte: Bachs Italienisches Konzert und Mozarts Sonate KV 570.

Auch die Höhepunkte des Abends bildeten technisch gänzlich unspektakuläre Miniaturen wie Chopins melancholisch-karge Mazurka a-Moll op. 17 und als Zugabe dessen viertes Prélude in e-Moll. Wo es darum geht, mit äußerster Artikuliertheit und Konzentration die zahllosen verschiedenen Zwischentöne von Chopins nobler Melancholie zu treffen, ist Blechacz ganz in seinem Element. Dabei sind technische Schwierigkeiten für ihn kein Thema, wie der 24-jährige Chopin-Preis-Gewinner in den Artur Rubinstein gewidmeten düster-großartigen Variationen von Karol Szymanowski souverän unter Beweis stellte.

Blechacz' Stärke aber ist eine erzählende, poetische Musik, die in emotionalen Zuständen und klanglichen Valeurs gedacht ist. Zum Finale des Italienischen Konzerts etwa fiel ihm "nur" ein brillant gespielter, rasanter Notensturzbach ein, in dem allzu viele Stimmführungsdetails sich in reine Bewegung auflösten.

Wie Blechacz dagegen am Anfang von Chopins Polonaise-Fantasie op. 61 den verschiedenen Anläufen der Einleitung eine eigene Färbung gab, um dann langsam, wie von Ferne einen heroischen Polonaisen-Rhythmus sich aufbauen zu lassen, das war schlicht grandios.