Ist es geschmacklos oder lässt auf emotionale Abgestumpftheit schließen, wenn man sich gern mit Todesanzeigen beschäftigt? Keinesfalls. Nichts kann in wenigen Worten so herzzerreißend traurig, aber auch (un)freiwillig komisch wirken, wie eine Todesanzeige.

Sie spiegelt das menschliche Leben in seiner ganzen Bandbreite. Denn immer sind große Gefühle im Spiel. Christian Sprang - er ist Justiziar des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels - und Autor Matthias Nöllke haben in einem Buch knapp 300 skurrile, ungewöhnliche, kuriose oder auffällige Todesanzeigen gesammelt und jetzt herausgebracht, "Aus die Maus". Eines wird dabei ganz klar: Auch der letzte Weg kann für eine Pointe gut sein.

Da gibt es eigentümliche Selbstanzeigen, in denen der Verstorbene die betrübliche Nachricht seines Ablebens vorformuliert hat: "Ich bin tot. Klaus A." oder "Ich bin umgezogen. Roland J.", "Mein letztes Projekt wird am 30. September im Krematorium Ruhleben ausgeführt". Hassanzeigen, deren rauer Ton gewöhnlich von Trauernden nicht erwartet wird und in denen sich die Hinterbliebenen wohl wenigstens einmal öffentlich für Erlittenes rächen wollen: "Zum Tode von Dr. med. Volker P. fällt mir nur ein Wort ein: Danke. Ein Patient." oder "10-jähriges Jubiläum einer gut versorgten Witwe. In Gedenken an meinen vor zehn Jahren verstorbenen Vater, der 40 Jahre die Familie allein auf den Schultern trug und alleine sterben musste." Und: "Mein Schwiegervater Sepp K., Dr. phil., ordentlicher Professor der klassischen Philologie, Magnifizenz der Universität Köln, Die Personifizierung geistigen Hochmutes und menschlichen Versagens, starb am 8. März". Aus diesen Nachrufen spricht oft eine große Tragik, furchtbare Enttäuschungen, vermisste Liebe.

Statt eines Bibelwortes finden sich schon mal ungewöhnliche Motti auf Todesanzeigen: Da wird etwa einem Gerhard L. vorangestellt "Das Wichtigste im Leben: einatmen - ausatmen", ein Spruch, den die Angehörigen wahrscheinlich hunderte Male vom Verstorbenen zu hören bekommen haben.

Gewollt oder ungewollt amüsant ist auch das Motto: "Der Herr hat einen Steinhäger zu sich genommen", das eher eine Orts- als eine Schnapsbezeichnung abgeben sollte. Und "Wie im Leben - Oma rief - Opa kam" gibt allerlei Auskunft über ein langes Eheleben. Ein Thomas D. verknüpft die Anzeige vom Tod über seine "über alles und innig geliebte Frau" praktischerweise gleich mit dem Text "verw., schl, attr., sinnl., gut situiert, humorv. Jetzt täglich zu erreichen ab 18 Uhr unter unter Handynummer 0151..."

Dass Kinder früher gern lustige Namen aus Telefonbüchern rausgesucht haben, weiß man. Namenswitze finden sich natürlich ebenso auf Todesanzeigen. Da stirbt ein "Leberecht Lange" und "Frau Appolonia Ochs, geb. Stier", "Ilse von Hinten" und "Günter beim Graben" sorgen unfreiwillig für Komik. Ein Josef W. gedenkt seiner drei Frauen in einer Sammelanzeige: "Ein herzliches Dankeschön, für die gemeinsamen glücklichen Jahre, die ich mit jeder von euch erleben durfte". Todesanzeigen sind halt alles andere als langweilig.

"Aus die Maus - Ungewöhnliche Todesanzeigen", Christian Sprang, Matthias Nöllke, KiWi, 208 S., 7,95 Euro und www.todesanzeigensammlung.de/