Der Droste-Verlag zog sich zurück, die Autorin ist jetzt an die Öffentlichkeit gegangen und heizt eine Diskussion über literarische Freiheit an.

Hamburg. Es sollte ein Krimi werden. Thema "Ehrenmord", aktuell und daher vielversprechend. Der Düsseldorfer Droste-Verlag und die Bochumer Autorin Gabriele Brinkmann, die unter dem Pseudonym "Minck & Minck" bereits andere Bücher veröffentlicht hatte, waren sich schnell einig. Doch als das Manuskript mit dem Titel "Wem Ehre gebührt" vorlag, begann der Ärger. Das Ergebnis: Der Verlag zog sich zurück, die Autorin ist jetzt an die Öffentlichkeit gegangen und heizt eine Diskussion über literarische Freiheit an.

Ausgelöst hatten den Streit einige wenige Passagen des Buches, die der Verleger Felix Droste als den "Islam verunglimpfend und beleidigend" bezeichnete und zudem noch als Sicherheitsrisiko für den Verlag und seine Familie empfand. Er verwies in einer E-Mail an die Autorin auf die dänischen Mohammed-Karikaturen. Seither wisse man, dass man Sätze oder Zeichnungen, die den Islam diffamieren, nicht veröffentlichen könne, ohne ein Sicherheitsrisiko einzugehen. Die Autorin aber weigerte sich umzuformulieren: "Mir geht es ums Prinzip. Deswegen bin ich an die Öffentlichkeit gegangen. Ich betreibe keine Selbstzensur in vorauseilendem Gehorsam."

Brinkmann sollte ein Zitat ihrer Hauptfigur, der ermittelnden Kommissarin, von "... schiebt euch euren Koran doch ..." in "... schiebt euch eure Ehre doch ..." ändern. Es ging darum, "Koran" durch "Ehre" zu ersetzen. Oder an anderer Stelle sollte sie "Die stehen vor dir und heulen und lügen das Blaue vom Himmel herunter - und haben zehn Minuten vorher ihre Frau abgestochen, weil der Prophet es so wollte" in "weil es der Familienclan (oder die Sippschaft) so wollte" ändern. "Das mag vielleicht nur je ein Wort sein, aber die Änderungen wären sinnverfälschend gewesen." Außerdem handele es sich in beiden Fällen um die wörtliche Rede einer literarischen Figur, weder um die Meinung des Autors noch die des Verlags.

Doch Verlagschef Felix Droste sieht es anders: "Unser Verlag hat eine lange Tradition, und die sieht vor, dass wir keine Religion beleidigen, sei es nun Christentum, Islam oder Judentum." Und Brinkmann habe sich eben nicht sachlich kritisch mit dem Thema "Ehrenmord" auseinandergesetzt wie andere Autoren, die bereits bei Droste veröffentlicht haben.

Als Beispiel nennt der Verlag veröffentlichte Titel "Mit dem Islam gegen den Terror" oder "Terror als Vorwand" des ehemaligen Botschafters von Israel, Avi Primor. Dass dem Verlag grundsätzlich das Thema "Ehrenmord" nicht zu heikel sei, sieht Felix Droste darin belegt, dass bereits im nächsten Jahr ein anderer Ehrenmord-Krimi bei Droste veröffentlicht werden soll.

Um sich abzusichern, hatte Droste eine Rechtsanwältin für Strafrecht und Familienrecht beauftragt, ein Gutachten im Hinblick auf Sicherheitsrisiken in Brinkmanns Ehrenmord-Krimi zu erstellen. Sie schlug dem Verlag vor, fünf Stellen zu ändern. Dieses Gutachten wurde dann noch einem Polizisten zur Prüfung vorgelegt, der die Gutachterin bestätigte.

Auch das sorgte für Verstimmung bei der Autorin. "Dieses Gutachten wurde nicht mit mir abgesprochen. Ich meine, das hätte man tun können." Grundsätzlich gehe es ihr um die "Freiheit des Wortes", deswegen sei sie an die Öffentlichkeit gegangen, als Droste erklärt hatte, das Buch ohne die Änderungen nicht drucken zu wollen.

Der Verlag hingegen, versteht nicht, warum die Autorin sich an die Medien gewandt hat. "Frau Brinkmann hat erreicht, dass beim Verlag jetzt Drohbriefe von der rechten Szene eingehen." Vielleicht helfe es bei der Suche nach einem neuen Verlag. Bislang habe sich aber bei Brinkmann nach deren Aussagen noch keiner gemeldet.