Da tun sie es nun, das auch noch mit großer Leidenschaft, und dann ist der große Saal der Laeiszhalle kaum halb gefüllt. Schade - vor allem für die, die es verpasst haben.

Hamburg. Sicher, die Philharmoniker und Barockmusik, das sah lange Zeit nicht nach einer Liebesbeziehung aus. Doch einige Händel-Opern, ein Gluck und professionelles Coaching haben bei einem harten Kern des Staatsorchesters das Drängen zur alten Musik neu entfacht.

"Delirio amoroso" hieß das Konzert am Freitag - eine musikalische Reise durch die großen Gefühle, derer man die Barockmusik nicht immer sofort verdächtigt. Fachkundiger Dirigent war der Brite und Barockspezialist Marcus Creed; er leitete mit unaufgeregten Handbewegungen.

Händel, Purcell, Monteverdi, Geminiani und Vivaldi standen auf dem Programm - wobei das Vivaldi-Violinkonzert "L'amoroso" am betulichsten daherkam. Aber da hätte auch Creed für mehr Schwung sorgen müssen. Was bei Geminianis berühmter "Follia" ja gelang.

Vielleicht war man zu sehr eingestellt auf die großartigen Liebesarien und -duette, die überwiegend mit leisen Klängen daherkamen. Anne Schwanewilms (Sopran) mit einem wunderbaren Pianissimo und als Einspringer der Countertenor David DQ Lee deuteten die gefühlsgeladenen und sehnsüchtig schmachtenden Texte und Melodien mit großer Spannung bis in allerfeinste Kapillaren aus. Wobei Monteverdis "Pur ti miro", Händels "Or la tromba" (mit vier hohen Trompeten) und dessen verhauchendes "Più amabile beltà" das Publikum zu frenetischem Applaus anstifteten.