Fast sein ganzes Leben lang hat Klaus Hegewisch Kunst gesammelt, hat Gemälde, vor allem aber Grafiken gekauft, sich darin vertieft, mit ihnen gelebt. Und er hat seine Kunst stets geteilt - als Stifter, Förderer und Leihgeber.

Hamburg. Die Hamburger Kunsthalle profitiert ganz besonders davon. Seit 1997 zeigt sie im Hegewisch-Kabinett der Galerie der Gegenwart Werkgruppen aus der Sammlung. Außerdem schenkte der Sammler der Kunsthalle so großartige Werke wie das Pastell "Das kranke Kind" von Munch.

"Wir fühlen uns verantwortlich, der Gesellschaft unsere Bilder zu zeigen." Nach dieser Devise handelt das Sammlerehepaar Klaus und Erika Hegewisch schon seit Jahrzehnten. Jetzt, zum 90. Geburtstag des großen Hamburger Mäzens, ehrt ihn die Kunsthalle mit einer Ausstellung, die unter dem Titel "Obscur" von heute an im Hamburger Gang zu sehen ist.

"Vieles, was ich im Lauf der Jahrzehnte gesammelt habe, war ein bisschen obskur. Daher gefällt mir die Idee zu dieser Ausstellung sehr gut", sagt Klaus Hegewisch, der seinen Geburtstag in der Kunsthalle feiern wird. Museumsdirektor Hubertus Gaßner hat die Ausstellung gemeinsam mit der jungen Kunsthistorikerin Dorothee Gerkens kuratiert. "Clair-obscur bezeichnet das Gestalten in Hell-Dunkel-Kontrasten. Im Deutschen wird das Wort obskur seit dem 17. Jahrhundert auch in der Bedeutung von dunkel, unbekannt, verdächtig und zweifelhaft verwendet", erklärt Gaßner, der aus den reichen Beständen der Hegewisch-Sammlung Grafiken ausgewählt hat, in denen die Ambivalenz des Obskuren, der Schrecken und die Begierde, die Faszination und die Bedrohung zum Ausdruck kommen.

Fantastische und beunruhigende Szenen sind in der Ausstellung zu sehen, etwa aus Goyas Zyklus "Disparates" ("Torheiten") oder das verstörende Mensch-Tier-Wesen auf Odilon Redons Zeichnung "Die weinende Spinne", oder die für die Renaissance nahezu beispiellosen sexuellen Anspielungen auf Blättern von Hans Baldung Grien. Der letzte Raum schließlich ist Erika Hegewisch gewidmet. Aus der Dunkelheit heraus werden schemenhaft Figuren und Gegenstände erkennbar. Auch Erika Hegewischs Kaltnadelradierungen sind von einer geheimnisvollen, träumerischen, schwer einzuordnenden Stimmung geprägt.

Den schmalen Ausstellungskatalog hat das Paar finanziert. Er wird kostenlos an die Besucher abgegeben - ein Geburtstagsgeschenk, das der Jubilar den Gästen der Ausstellung macht.

Obscur: Kunsthalle, bis 10.1.2010, Di-So 10-18, Do bis 21 Uhr