Jonas gastiert heute mit “Bis hierher und weiter“ im St.-Pauli-Theater, Pamuk mit der “Leidkultur“ im Kulturhof Dulsberg.

Zwei Tage nach der Wahl heißt es erneut wählen: Bruno Jonas oder Kerim Pamuk? Zwei Kabarettisten an einem Abend. Schwarz oder rot ist da keine Frage.

Das Kabarett des Bruno Jonas ist eines der feinsinnigeren Sorte. Verbal knüppeln ist seine Sache nicht, dafür sitzen seine satirischen Spitzen punktgenau. Seit mehr als 25 Jahren stellt das der 1952 in Passau Geborene unter Beweis - katholisch geprägte Regionen waren schon immer ein Garant für giftiges Kabarett.

In seinem neuen Programm "Bis hierher und weiter", das er von heute an bis zum 1. Oktober im St.-Pauli-Theater zeigt, schlüpft Jonas in die Rolle eines Unternehmensberaters, eines gewissen Hubert Unwirsch. Ein Mann, der nie um Rat verlegen ist - der jedoch nicht so recht weiterweiß, als er am Flughafen auf seinen Flug nach Berlin wartet. Ein wichtiger Termin in der Hauptstadt droht zu platzen, und der nervöse Herr Unwirsch kommt ins Grübeln über die Welt. Als sein Flug storniert wird, muss der gute Mann eine Entscheidung treffen.

Der Hamburger Comedian Kerim Pamuk hat seine Entscheidung bereits getroffen: "Ich leide, also bin ich", lautet sein Credo, wenn er an die Deutschen denkt. Nicht nur zu nächtlicher Stunde.

In seinem Soloprogramm "Leidkultur - Kabarett oriental" beschäftigt sich der 1970 in der Türkei geborene Pamuk mit den grundlegenden Problemen, die er in deutschen Landen sieht. Dabei geht es in der Regie von Martin Maria Blau um existenzielle Fragen wie: Krabbel- oder Therapiegruppe, Elternzeit oder doch gleich Altersteilzeit, Beschneidung oder Konfirmation? Gewichtige Dinge also vor komplexem kulturellen Hintergrund. Und hinter allem erkennt Pamuk zwei Strömungen: den anatolischen Weltschmerz und das deutsche Grundjammern. Mal schauen, wann das Jammern nach der Politwahl beginnt ...

Bruno Jonas 29.9. bis 1.10., jew. 20.00, St.-Pauli-Theater, Spielbudenpl. 29/30, Karten 15,80 bis 33,40: T. 47 11 06 66

Kerim Pamuk heute, 20.00, Kulturhof Dulsberg, Alter Teichweg 200, Eintritt 11,-, erm. 9,-, T. 652 80 16