Reduziert, aber schlüssig: Klaus Schumachers ungewöhnlicher “Hamlet“ im Malersaal.

Hamburg. Die Töne der Liebe klingen rein, stark und zart. Ophelia und Hamlet eröffnen mit innigem Geturtel Klaus Schumachers "Hamlet"-Inszenierung im Malersaal des Schauspielhauses. Sie überrascht mit ungewöhnlichen Lösungen und überzeugt durch ein reduziertes, doch schlüssiges Konzept: Eine unschuldige Liebe wird zerstört.

Noch spielt Nadine Schwitters Ophelia selig Cello. Während der Jüngling überschwänglich und etwas ungeschickt seine Gefühle in Verse drechselt, lässt Ophelia die Musik sprechen. Tobias Vethakes Kompositionen begleiten, auch von ihm und Thomas Esser gespielt, die Aufführung für das Junge Schauspielhaus. Sie drücken Emotionen der Figuren aus, die sie nicht aussprechen.

Über die Musik und die ins Zentrum gerückte Liebesgeschichte des jugendlichen Paares schafft der Regisseur klug Identifikation und Zugang für sein Publikum. Das Shakespeare-Stück in der heutig klingenden Bearbeitung von Jürgen Gosch und Angela Schanelec mutet er ihnen durchaus auch zu. Er entwickelt es aus der Sicht Hamlets als Theater im Theater, das die Zuschauer einbezieht. Lea Dietrichs gestuftes Halbrund wirkt wie die Tribüne einer Arena, aber auch wie das Labyrinth im Kopf des Antihelden. Die Figuren erscheinen und verschwinden wie Hirngespinste Hamlets, der versucht, sich aus ihren Fängen zu befreien und die Wahrheit über die verbrecherische Familie aufzudecken. Thorsten Hierse - hypersensibel, fiebrig, aufsässig - bringt Unruhe in die etablierte Macht-Ordnung, gegen die er rebelliert. Beim Verrücktspielen gibt er sich als schnoddriger Witzbold - etwa in der coolen "Comeback"-Nummer nach der Rückkehr aus England.

Auch Nadine Schwitter hält mit ihrer fulminanten Wahnsinnsszene die Zuschauer buchstäblich in Atem. Die beiden jungen Protagonisten bereichern das bewährte Ensemble des Jungen Schauspielhauses. Konradin Kunze (Claudius), Hermann Book (Polonius) und Christine Ochsenhofer (Gertrud) geben den Gegenspielern zum Liebespaar präzise gezeichnete Charakterprofile. Viel verdienter Beifall.

Hamlet 28.9.,12./13.10., 19 Uhr, 29./30.9., 1.10., 11 Uhr, Malersaal im Schauspielhaus, Karten: T. 24 87 13