Auch ein Fünf-, ja, ein Sechsparteiensystem könnte eine harmonische Regierung bilden. Zum Saisonauftakt der Philharmonischen Kammerkonzerte demonstrierten gestern in der kleinen Laeiszhalle fünf Bläser und ein Pianist Demokratie für Fortgeschrittene.

Da befinden sich Entscheider und Opposition in stetem, fluktuierenden Wechsel; mal hat die Klarinette das Sagen, mal das Horn. Mal schafft das Fagott rhythmische Ordnung, mal erinnert die Oboe an die Grundwerte, mal ruft die Flöte allen die großen Ideale in Erinnerung. Das Klavier wirkt als ausgleichende Instanz, und wenn einer fehlt, ist man immer noch beschlussfähig. Im Ernst: Das war ein munterer und schöner Wahlsonntag mit entlegener Musik von der Klassik bis zur Gegenwart, den die sonst im Orchestergraben wirkenden Musiker ihrem Publikum da bereiteten. Jean Françaix' Überraschungs-Schmankerl "L'heure du berger" am Ende wurde vom Plenum ohne Gegenstimme angenommen.