Irgendwie klingt das Programmschema des neuen Digital-Senders vertraut. Da gibt es jede Menge Dokusoaps: In “Mein Super-Schnäppchenhaus“ stellen Familien Eigenheime vor, an die sie günstig bei Zwangsversteigerungen gekommen sind.

Hamburg. Ganz viele niedliche Kälbchen, Fohlen und Welpen aus der größten deutschen Tier-Entbindungsstation in Gießen sind in "SOS Tierbabys" zu sehen.

In "Liebe ohne Grenzen" werden Singles auf der Suche nach dem Glück begleitet. Die Kandidaten von "Hochzeitsfieber" sind schon weiter: Sie wetteifern um das perfekte Hochzeitsfest. Dem Sieger winken Flitterwochen in einem Land seiner Wahl.

Es gibt auch Telenovelas ("Bianca - Wege ins Glück"), Comedy in Gestalt preisgekrönter US-Sitcoms wie "30 Rock" und "Seinfeld" sowie ein Wiedersehen mit der Krimiserie "Miami Vice". Und zu später Stunde lädt ein gewisser Tiger zur "Süper Tiger Show" in einen Hinterhofkeller in Berlin-Kreuzberg.

So sehen normalerweise die Programme von Vox, RTL II und Kabel 1 aus, den jungen Privatsendern der zweiten Generation. Der TV-Kanal, der auf ihren Pfaden wandelt, ist aber in öffentlich-rechtlicher Hand. Er heißt ZDFneo und geht am 1. November auf Sendung. Bisher hatte das ZDF seinen neuen Ableger als "Familiensender" deklariert. Gerne verglich ihn Intendant Markus Schächter mit den Dritten Programmen der ARD. Und obwohl auf ZDFneo auch Sendungen wie "37 Grad", die "ZDF Reportage" oder "Abenteuer Wissen" zweitverwertet werden, finden sich vor allem Formate, die es im Muttersender nicht oder nur in Spurenelementen gibt.

Bei der Konkurrenz ist man darüber wenig erfreut: "Das übertrifft unsere schlimmsten Befürchtungen", sagt Jürgen Doetz, Präsident des Privatsender-Verbandes VPRT. "ZDFneo ist ein Beleg dafür, dass die Öffentlich-Rechtlichen völlig schamlos auf der Weide der Privaten grasen." Dabei sei es gerade nicht die Aufgabe von ARD und ZDF, "mit Gebührengeldern privaten Rundfunk unmöglich zu machen".

Möglichkeiten, gegen den neuen Kanal vorzugehen, hat der VPRT jedoch nicht. Das ZDF hatte die Länderministerpräsidenten dazu bewegen können, ZDFneo vor Inkrafttreten des zwölften Rundfunkänderungsstaatsvertrages durchzuwinken. Seither muss vor dem Start neuer öffentlich-rechtlicher Digitalangebote auch die private Konkurrenz gehört werden.