Ihr Mikrofonständer knarrte wie die Kellertür im Gespensterfilm. Wann immer Diana Krall am Montag bei ihrem Konzert in der gut besuchten Laeiszhalle das Stativ zu sich heranzog, gab es dieses hässliche Geräusch.

Hamburg. Doch kein Roadie erbarmte sich; offenbar fand der Veranstalter technisches Personal entbehrlich. Diana Krall, kommerziell erfolgreichste Jazzsängerin der Welt und Lieferantin mehrheitlich leiser Töne, nahm's mit Humor, exakte amerikanische 90 Show-Minuten lang.

Begleitet von einem vorzüglichen Trio aus Gitarre, Bass und Schlagzeug sang sie einige Perlen aus dem Great American Songbook und ein paar jener brasilianischen Lieder, die mit ihrem sanften Schaukelrhythmus wirken wie für sie geschrieben. Kralls Stimme und ihr Klavierspiel sind auf unterkühlte Weise intim; ihre Intros auf dem Klavier stecken voller Anspielungen auf die Jazzgeschichte zwischen Blues, Stride-Piano und Bebop, und ihre Liebeslieder singt sie wie leicht spöttische Flirt-Etüden einer gereiften jungen Frau, die gern in festen Händen ist, aber im Spiel der Eroberungen nicht ganz aus der Übung kommen will.

In launigen Ansagen pries Diana Krall das Glück der Familie, doch ihre größte Stärke liegt in der gesanglichen Darstellung von Menschen, die einsam sind, enttäuscht vom Leben und von der Liebe. Ganz hatte sich das Publikum der Darbietung der Diana Krall und ihrer drei Mannen noch gar nicht ergeben, als nach der reichlich hingerotzten Miniaturzugabe "Boy From Ipanema" wie früher bei der Party zu Hause um kurz nach halb zehn brutal das Licht anging und eine Rausschmeißermusik die Leute aus dem Saal trieb. Wie ungastlich.