Der Skandal um die Ausladung chinesischer Autoren im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse - bei der China in diesem Jahr Gastland ist - weitet sich aus.

Frankfurt (Main)/Peking. Nachdem die Organisatoren der Buchmesse unter massivem chinesischen Druck zunächst die chinesische Autorin Dai Qing von einem internationalen Symposium an diesem Wochenende ausgeladen hatten, wurde gestern Morgen auch der in den USA im Exil lebende Autor Bei Ling ausgeschlossen. Beide Schriftsteller haben jedoch gestern erklärt, ungeachtet der Boykottandrohung der chinesischen Seite am Treffen über "China und die Welt - Wahrnehmung und Wirklichkeit" teilzunehmen.

Der Vorfall löste eine innenpolitische Debatte aus. Der Vorsitzende des Bundestagskulturausschusses, Hans-Joachim Otto (FDP), sprach von einem "Armutszeugnis für die Verantwortlichen der Messe". Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung Günter Nooke mahnte eine klare Haltung von der Buchmesse an.

Die Autoren selbst sind mutiger: "Ich habe gerade das Visum bekommen", sagte Dai Qing der Deutschen Presse-Agentur gestern in Peking. "Wenn die Organisatoren glauben, ich eigne mich nicht als Vortragende, nehme ich aktiv an den Diskussionen teil und stelle meine Fragen." Auch Bei Ling erklärte, dass er am Donnerstag Projektleiter Peter Ripken von seiner Absicht zu kommen unterrichtet habe. "Bitte komm nicht", habe Ripken daraufhin gesagt. Selbst der bekannte chinesische Schriftsteller Mo Yan wollte nicht in einem Raum mit ihm sein, zitierte Bei Ling Ripken weiter. Dieser hielt dagegen, er habe Bei Ling vor mehreren Wochen bereits mitgeteilt, dass er nicht teilnehmen könne. Das Symposium sei nicht als Tagung mit "Dissidenten und Sinologen" gedacht, sondern es gehe um den "Dialog" mit China unter Beteiligung von Wissenschaftlern und auch Diplomaten.

PEN-Generalsekretär Herbert Wiesner sagte, er hoffe, dass am Wochenende mit der offiziellen chinesischen Seite und Dai Qing ein Gespräch möglich sei. "Falls es bei dem Symposium zu einem Exodus der Offiziellen kommt, ist dies ein schlechtes Vorzeichen für die Buchmesse", sagte Wiesner. Das Auswärtige Amt in Berlin begrüßte die Vergabe des Visums durch die Botschaft in Peking. Der Frankfurter Buchmessen-Chef Juergen Boos hatte den Ausschluss der zwei Autoren in Frankfurt zuvor verteidigt. Es handle sich um eine gemeinsam mit dem chinesischen Partner vorbereitete Tagung, "deshalb müssen wir manchen Kompromiss eingehen".

PEN-Generalsekretär Wiesner glaubt, die Einladung an China als Gastland sei "vielleicht etwas voreilig" gewesen.

Eine Bildergalerie mit weiteren Motiven aus der Ausstellung finden Sie unter www.abendblatt.de/kultur-live