Ohad Naharins Tanzstück heißt lakonisch “Max“. Er hat es mit der Kurzform seines Künstlernamens “Maxim Waratt“ gezeichnet. “Max“ wurde beim Sommerfestival vom Publikum begeistert aufgenommen.

Hamburg. Und handelt selbstredend vom Choreografen und seiner Kunst. Das einstündige Stück ist ein Rückblick auf seine Vergangenheit, aber auch Bilanz und der weitere Versuch, seine Bewegungsrecherchen fortzusetzen.

Blitzartig sind klassische Ballett-Figuren zu sehen. Die Zitate verweisen auf die Wurzeln von Naharins Tanz, von denen er sich radikal gelöst hat. Er fragmentiert das Vokabular, ähnlich wie William Forsythe, doch auf seine spezielle Art. "Max" könnte auch gut Maximum bedeuten. Der israelische Choreograf fordert von der Batsheva Dance Company ein Höchstmaß an Spannung, Kraft und Einsatz.

Er setzt die Körper in einer Art "Fegefeuer" - rotes Seitenlicht und Sound von knisternden Flammen - unter Hochdruck, treibt sie nicht nur in exzessiven Soli an physische Grenzen. Die Körper werden von sirrenden Klangblitzen durchzuckt und geschüttelt. Harmonischer Bewegungsfluss erscheint Naharin wohl nur mehr als eine Lüge der Entertainment-Branche. Er zeigt in der Gruppe isoliert ums Überleben kämpfende und ringende Körper.

Folterte Emio Greco in "Hell" zum Festivalauftakt noch recht putzig als narzisstischer Satan sein Ensemble, befehligt es Naharin mit Kommandos in seiner erfundenen Kunstsprache "Warattit", dem Zählen von eins bis zehn, und bereitet ihm selbstironisch eine eiskalte "Hölle" im Kunstdienst. Tänzer verbringen ihr Leben mit dem Zählen, um synchron zu bleiben, wie es der Anfang des Stücks brillant in der Stille mit den verkabelten Tänzern zeigt, die per Knopf im Ohr superpräzise auf gemeinsamer Spur bleiben. "Max" Naharin fordert eben wie immer das Maximum.

Das Sommerfestival geht mit der Needcompany und "Max" ins Finale. Heute Abend (22 Uhr) versteigern die Künstler Folke Köbberling und Martin Kaltwasser das aus Autowrackteilen recycelte Fahrrad und andere Gegenstände ihrer "Produktionsstraße: Autos zu Fahrrädern".

Internationales Sommerfestival bis 30.8., Kampnagelfabrik, Jarrestr. 20-24, Karten: T. 27 09 49 49 oder www.kampnagel.de