Wir haben jetzt nur noch uns, sagt der Vater. Wir haben gar nichts, sagt der Sohn. Und dann betrinken sie sich, jeder für sich allein, während auf dem Marmorfußboden der Kölner Villa die Blutlache der Frau und Mutter trocknet.

Vordergründig muss auch in diesem "Tatort" von Regisseurin Maris Pfeiffer - nach den Wiederholungen in den Sommerwochen eine Erstausstrahlung - ein Mord aufgeklärt werden, tatsächlich aber geht es um Alkoholismus, um die gesundheitlichen Folgen und die Sucht als solche. "Mit ruhiger Hand" ist ein Krimi, der leise daherkommt, den Spannungsbogen flach hält, die Konflikte zwischen den Figuren in den Mittelpunkt rückt: ein Chefarzt (Roeland Wisnekker), der trinkt, und sein Sohn (Vincent Redetzki), der ihn dafür verachtet, es ihm aber gleichtut. Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) - jenes Kommissarduo, das längst an ein altes Ehepaar erinnert; empfindlich und launisch im Umgang miteinander, in der nächsten Sekunde wieder fürsorglich und vertraut.

Die Schauspieler, allen voran Roeland Wiesnekker, meistern das schwierige Thema hervorragend: Keiner läuft torkelnd und lallend durch die Gänge, und doch strahlen sie, jeder auf seine Weise, eine körperliche und seelische Kaputtheit aus. Ballauf, der hier sein Cowboy-Image und seine kindhafte Bockigkeit mal wieder richtig ausspielen darf, wird mit den eigenen Trinkgewohnheiten konfrontiert. Weil er am Morgen riecht, als habe er die Nacht unter der Brücke verbracht, dabei hat er nur ein paar Bierchen mit seinen Kumpels gezischt. "Wir sind beide keine dreißig mehr, Max", sagt Freddy - aber vielleicht ist das leichter gesagt als gelebt. Und wären da nicht Dialoge zwischen Ballauf und seiner penetrant verständnisvollen Psychologin (Juliane Köhler), die wie aus dem Handbuch der Anonymen Alkoholiker abgeschrieben klingen, es wäre ein rundum gelungener "Tatort", der nachdenklich macht über das Leben an sich und das Trinken im Besonderen.