Liebe Linkshänder, eure Diffamierung beginnt gleich am Anfang dieses Textes. Denn der lässt sich sinnvoll nur von links nach rechts lesen - die bevorzugte Richtung von Menschen, die naturgetrieben mit rechts schreiben.

Auch unsere Uhrzeiger ticken rechts herum. Und Alltagsgegenstände wie Scheren oder Korkenzieher, Blockflöten oder Flitzebögen, sogar Wegwerfartikel wie Bumerangs sind standardmäßig auf Rechtshänder ausgerichtet.

Das ist besonders bitter an einem Tag wie heute, auch wenn der 13. August diesmal kein Freitag ist, wie 1976, als der Amerikaner Dean Campbell und seine Frau in Topeka (Kansas) erstmals den Internationalen Linkshändertag ausriefen und mit diesem bewusst gewählten Datum auch allem Aberglauben über Linkshänder trotzen wollten.

Denn seit Menschengedenken kursiert über sie allerlei Unsinn. Linkshändische Frauen wurden früher als Hexen verbrannt, Nazi-Propagandisten hielten Linkshänder für entartet, und das alte Vorurteil, das ihnen Ungeschick unterstellt, eben ein "linkisches" Wesen, konnte nie ganz ausgerottet werden. Kindern, die zur Begrüßung ihre Linke hinhielten, weil ihr Gehirn so gepolt ist, wurden noch vor einer Generation mit dem Tadel schlechtgemacht, sie sollten ihr "gutes" Händchen reichen.

Da ist es nur im Sinne ausgleichender Ge recht igkeit, wenn sich die derart link Geschmähten auf gleich gepolte, herausragende Köpfe der Geschichte berufen: von Alexander dem Großen bis Julius Cäsar, von Beethoven bis David Bowie, von Bill Gates bis Barack Obama, von Michelangelo bis Marilyn Monroe.

Doch als Kronzeugen dafür, dass Linkshänder extrem klug oder kreativ sind, taugen sie nicht. Jedenfalls haben Wissenschaftler diese These bisher nicht eindeutig stützen können. Linkisch verhalten sich die Forscher auch bei der Suche nach den Ursachen der Linkslastigkeit. Ein entsprechendes Gen wurde nie gefunden. Sicher ist nur: Schon unter den Höhlenmalern vor 17 000 Jahren waren Linkshänder. So gilt bis zum Beweis des Gegenteils: Linkshänder sind offenbar nicht besser, nicht schlechter, nicht intelligenter, nicht dümmer. Sie haben nur ein Problem: Sie sind mit gut zehn Prozent eine Minderheit.

Anders bei den Katern: Sie setzen bevorzugt die linke Pfote ein, ihre Weibchen dagegen die rechte. Vielleicht lenkt uns die Evolution auch noch auf diese Spur.