Was die Bayreuther Festspiele können, kann das Schleswig-Holstein Musik Festival auch: Richard Wagners “Fliegenden Holländer“ für Kinder adaptieren zum Beispiel. In der SAP-Geschäftsstelle an den Marco-Polo-Terrassen stellte die Taschenoper Lübeck nun ihre Version der Seemanns- und Gespensteroper vor.

Hamburg. Die besticht zum einen durch den Charme der stilecht maritimen Ausstattung, zum anderen durch sinnvolle Kondensation: Das Personal reduziert sich auf vier Sänger, das Orchester auf zwei Akkordeonspieler und die Spielzeit kindgerecht auf eine Stunde.

Die zentralen Gesangsnummern wie der berühmten Matrosenchor "Steuermann, lass die Wacht" oder Sentas Ballade werden durch Sprech- und Mitmachszenen verknüpft. So lässt Kapitän Daland sein Schiff erst einmal durch Zurufe aus dem Publikum taufen - diesmal auf den seemannsgarnigen Namen "Socke". Am Ende füllt der Holländer gar seine Geisterschiff-Mannschaft mit Freiwilligen auf, und Mädchen mit Pferdeschwänzen ziehen die Hochzeitskutsche.

Dass die Kinder so in die Handlung eingebunden werden, ist gut und eigentlich auch unverzichtbar. Denn ob der wagnersche Mix aus Gruselmythos, Opfertod und Erlöserpathos für Kinder verstehbar ist, darf doch sehr bezweifelt werden. Dieungewohnte Opernsprache, gepaart mit oft mangelnder Textverständlichkeit in Rezitati-ven, trägt auch nicht zum Verständnis bei. Zudem klingen die großartigen Tonmalereien der Partitur im Akkordeonduett zwar auch maritim, aber etwas dünn.

Gut, dass Margit Dürr (Senta), Henning Kothe (Erik), Jan Westendorff (der Holländer) und Michael Brieske (Daland) sängerisch und in der Interaktion mit den jungen Zuhörern zu Hochform auflaufen. Und zum Schluss, wenn der Holländer mit Senta an Bord ablegt, schmettern alle gemeinsam den Matrosenchor.