Wer geht schon mit einem Kontrabass ins Bett? Spätestens seit Patrick Süskinds Theaterstück wissen wir doch um die freudianisch belastete sexuelle Bedeutung dieses Monstrums.

Hamburg. Stefan Schäfer, im Hauptberuf Solobassist der Philharmoniker Hamburg und im Nebenberuf Komponist, tut es dennoch - allerdings, ganz sittsam, nur in dem Booklet zu seiner neuen CD "Von dem großen Elefanten".

Schäfer nimmt sich lauter Meisterwerke komischer Lyrik vor. Wenn er rezitiert und sich dazu selbst begleitet, dann kommentiert, erweitert und widerspricht die Bassstimme in einer erstaunlichen klanglichen Bandbreite: Da amüsiert sich das Rieseninstrument mit hohen Hüpfern über Christian Morgensterns Hund Fips mit dem Schlips; bei Ringelnatz werden beide zu einem Geschwader im Staccato watschelnder, schwatzender Pinguine, und natürlich darf auch der tragikomische Held Kuttel Daddeldu nicht fehlen. Wilhelm Buschs Gedichten lauscht Schäfer den gallenschwarzen Humor unter der Melancholie ab. Genüsslich stürzt er sich in die Nonsense-Gedichte eines Daniil Charms oder Ernst Jandl und erschreckt den Hörer in Charms' "Der Tod" mit der dumpfen Trommel, die er mit trockenen Pizzicati nachahmt.

Das Ganze würzt Schäfer mit Anekdoten rund um seine "hölzerne Lady". Nicht jeder Kontrabass hatte schließlich schon mal einen Filmauftritt. Schäfers Instrument aber, eine rund 200 Jahre alte Schönheit und einst dem Untergang an Bord der "Titanic" knapp durch Umbuchung entronnen, posierte 1956 in der Schlussszene des Klassikers "Der Mann, der zu viel wusste" von Alfred Hitchcock.

Stefan Schäfer: Von dem großen Elefanten bassist composer publications, 17,80 Euro