Handschrift und Stil haben bestätigt, dass ein Cembalosatz und ein Präludium des Salzburger Mozarteums von Wolfgang Amadeus Mozart stammen.

Salzburg. Die Ankündigung klingt nach Epochalem, nach Meisterwerken, die es nötig machen, die gesamte Musikgeschichte umzuschreiben und in der Mozart-Metropole Salzburg eine neue Zeitrechnung einzuführen - vor diesem Fund und nach diesem Fund. Aber dann köchelt die Sensation doch auf einer etwas kleineren Flamme, als Ulrich Leisinger, Wissenschaftlicher Leiter des Mozarteums, am Rande des Festspiel-Getümmels vor Journalisten, TV-Kameras und Mikrofone tritt.

"Zwei neue Mozart-Werke entdeckt", darum geht es bei der Präsentation im Mozart-Wohnhaus gegenüber vom Landestheater. "Entdeckt" ist allerdings relativ. Die Noten, insgesamt gut fünf Minuten Spieldauer, sind nämlich schon seit 1864 im Besitz der Stiftung Mozarteum. Man wusste bislang eben nur nicht, dass es Stücke des Namensgebers und Genius Loci sind. Jetzt weiß man das eindeutig. Sagt Leisinger. "Das ist nicht nur eine Fußnote, sie werden das Bild des jungen Mozart nachhaltig verändern." Sagt Leisinger.

Es geht um einen ersten Satz eines Cembalokonzerts in G-Dur, 1763/64 komponiert, und um die erste Hälfte eines ebenfalls in dieser Zeit niedergeschriebenen Präludiums, die im Nannerl-Notenbuch standen, jener Sammlung, die Mozarts Vater 1759 für Mozarts Schwester angelegt und nach und nach bestückt hatte; bislang wurden die beiden Hauptdarsteller dieser kleinen, feinen Mozart-Show, wie einiges andere mehr in diesem Sammelsurium aus Eigenem und anderem, als anonyme Kompositionen verbucht.

Nach gründlichem Handschriften- und Stilstudium, das eigentlich der Vorbereitung einer Notenbuch-Gesamtausgabe diente, sind sich die Salzburger Forscher nun sicher, dass es das sieben- bis achtjährige Wolferl selbst war, das diese Stückchen ersonnen hat und dem Vater zum Niederschreiben vorspielte, weil dem Wunderkind fürs Schriftliche noch die Übung fehlte. Fatalerweise hat Vater Mozart aber nur die Noten notiert und nicht auch noch das genaue Datum oder den Urheber, deswegen das Jahrhunderte währende Fragezeichen.

Da alle Theorie, erst recht in der Musikwissenschaft, zum Grauen neigt, werden die neuen Mini-Mozarts auch gleich vorgespielt, wie es sich gehört, auf des Meisters eigenem Hammerflügel. Wozu ist man schließlich in Salzburg. Außerdem hat der Pianist Robert D. Levin eine handliche Orchesterbegleitung für das Allegro molto aus dem Material herausdestilliert, um den Köchelverzeichnis-Zuwachs aufführungsfähig zu machen, die ebenfalls gespielt wird. Bei den Salzburger Mozartwochen im Januar 2010 gibt es das im Konzert, auch an eine CD-Einspielung zur Schließung der Katalog-Lücke sei gedacht.

Wie es sich anhört? Reizend, virtuos, einfallsreich, nach einem treffsicheren Musenkuss auf Dreikäsehöhe. Es gibt rasante Läufe auf engstem Raum, gewagte Modulationen, wilde Sprünge und Passagen, in denen die Hände über Kreuz geführt werden. Alles in allem alles andere als Kinderkram. Die Mozartforscher tirillieren in die TV-Kameras, nun seien die "missing links" zu den ersten Symphonien gefunden, die Klein-Wolfgang wenig später schreiben sollte. Und zur Frage eines Echtheitsbeweises des Konzert-Bruchstücks gibt Levin den reizenden Kommentar ab, es sei "wirklich nicht praktisch - damit schließen wir Leopold als Autor aus".

Infos: www.mozarteum.at , www.mozarthaus.biz