Ein Schicksal, das so an die Pforte klopft, hätte auch der Finsterling Beethoven sicher gerne eingelassen. Mitreißende Spielfreude, schalkhafter Humor und sublime Klangkultur in den leisen, innigen Momenten prägten das Spiel der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter Leitung von Paavo Järvi bei ihrem Beethoven-pur-Konzert in der Laeiszhalle.

Hamburg. Mit einem Elan, dass es sie bei jedem der vielen schroffen Akzente förmlich von den Sitzen riss, stürzten sich die Bremer zu Anfang in Beethovens Achte. Vitalität und Humor, Formel-1-Tempo und jähe Kontraste, aber auch der augenzwinkernd lakonische Schluss des ersten Satzes, bei all dem waren Järvi und die Seinen ganz in ihrem Element. Und zum fulminanten Finale durfte dann auch der Paukist mit harten Holzschlägeln noch mal so richtig auf sein Kalbfell donnern, dass es eine Lust war.

Gänzlich andere, stillere Töne schlugen Järvi und die großartige Solistin Janine Jansen dann im Violinkonzert an. Nicht um Kampf oder Wettstreit, sondern um eine vollendete Harmonie von Solisten und Orchester ging es hier. Und die gelang als echte Sternstunde. Wie gebannt hingen die Stimmführer an der Solistin und gingen noch auf die feinste Nuance ein. Während Jansens Violine verklärende Glanzlichter auf den Orchesterklang zauberte, in feinen Übergängen und Modulationen mit dem Ganzen verschmolz oder in höchste Lagen wie entrückt über dem Kollektiv schwebte.

Dass er den Schalk im Nacken hat und sein Orchester vor Spielfreude schäumt, bewiesen Järvi und die Kammerphilharmonie zum Abschluss noch einmal mit einer Gute-Laune-Version von Beethovens Fünfter. Schon die pathetische Fermate auf der lang gezogenen vierten Note des berühmten Ta-ta-ta-Taaa nahm Järvi provozierend lakonisch und kurz. Und im sonst so unheilvoll-düstren Scherzo ließ er die Hörner so brachial dazwischentröten, dass man an einen Witz oder ein Versehen glauben mochte. Offenkundig liegt Beethovens bärbeißiger Humor dem Dirigenten Järvi mehr als dessen existenzielles Pathos. Aber dafür tremolierten im vierten Satz selbst die Bratschen mit so freudesprühenden Augen und solcher Inbrunst, dass das finale Licht hell erstrahlte, auch ohne dass man vorher durch allzu finstere Nacht gegangen wäre.