Salzburg. Mit einer harschen Kritik am Regietheater sind am Wochenende die 89. Salzburger Festspiele in Österreich eröffnet worden. Der Schriftsteller Daniel Kehlmann ("Die Vermessung der Welt") setzte sich in seiner Festrede mit seinem Vater, dem Regisseur Michael Kehlmann, auseinander und kritisierte den Modernisierungszwang des heutigen Theaters scharf. Bereits vor Beginn der Festspiele war über deren verbliebene künstlerische Relevanz und die Qualität der Aufführungen diskutiert worden. Mehrere Theatermacher kritisierten das Festival als veraltet und forderten einen Generationswechsel. Der 34-jährige Kehlmann hingegen behauptete, dass Ausländer, die in Deutschland ins Theater gingen, ziemlich verwirrt seien. "Warum das denn auf den Bühnen alles immer so ähnlich aussehe, ständig Videowände und Spaghettiessen, warum sei immer irgendwer mit irgendwas beschmiert, wozu all das Gezucke und routiniert hysterische Geschrei?" Ob man Schiller in historischen Kostümen oder aktualisiert aufführen solle, sei die am stärksten mit Ideologie befrachtete Frage überhaupt. "Eher ist es möglich, unwidersprochen den reinsten Wahnwitz zu behaupten, als leise und schüchtern auszusprechen, dass die historisch akkurate Inszenierung eines Theaterstücks einfach nur eine ästhetische Entscheidung ist, nicht besser und nicht schlechter als die Verfremdung, auf keinen Fall aber ein per se reaktionäres Unterfangen." Künstlerischer Auftakt der Salzburger Festspiele war die Neuinszenierung des Händel-Oratoriums "Theodora" (Regie: Christof Loy), die das Publikum begeistert feierte. Der Schauspielreigen begann gestern mit dem traditionellen "Jedermann" auf dem Domplatz.