Die Serie produziert der NDR gemeinsam mit der australischen TV-Entertainment-Gruppe Southern Star International.

Hamburg. Ally, Emma und Jackie sind unzertrennlich. Per Internet halten die Freundinnen, die einst gemeinsam die Internationale Schule in Singapur besucht hatten, Kontakt über die Kontinente hinweg - in "Emmas Chatroom".

Die drei Mädchen machen aus ihrer Trennung das Beste - wobei ihnen ein mysteriöser Blitz zu Hilfe kommt. Er versetzt sie in einen virtuellen Raum, aus dem sie sich zu ihren gewohnten Dates beamen können. Hat Ally eben noch auf der Pferdefarm in Down Under gefrühstückt, öffnet sie eine Tür - und befindet sich unter Plastikpalmen im Park Fiction auf dem Hamburger Pinnasberg.

Genau dort am Pinnasberg steht jetzt die 15-jährige Marny Kennedy alias Ally. Für die Dreharbeiten zur neuen Jugendserie erlebt sie mit Jackie (gespielt von der 17-jährigen Chinesin Charlotte Nicdao) und Emma (verkörpert von der erst 14 Jahre alten Berlinerin Sophie Karbjinski) die Raum-Zeit-Reise ganz real. Vor sieben Monaten hat das Trio den Trip in Sydney begonnen, letzte Station ist nun Hamburg. Hier und in Lüneburg dreht die australische TV-Entertainment-Gruppe Southern Star International für die NDR-Koproduktion ein Drittel der 26 Folgen von "Emmas Chatroom".

"And action!" Das Sagen am Set hat Regisseur Ralph Strasser aus Sydney. Er probiert gerade eine "Dance battle" vor dem Hintergrund der Hafenkulisse. Denn die Freundinnen haben eine gemeinsame große Leidenschaft: Tanzen. Erst an zweiter Stelle interessieren sie sich für Jungs. Das Pech für Charlotte: Ihre strengen, traditionell eingestellten chinesischen Eltern haben etwas gegen die HipHopserei. Andererseits: Wer hat schon das Glück, dass er sich von den verzopften Alten einfach wegbeamen kann?

"Unterschiede im Alltagsleben, im sozialen und kulturellen Umfeld spielen in der Serie natürlich eine Rolle", betont Ole Kampovski. Der NDR-Redakteur im Ressort Kinder und Familie hatte die Idee zu "Emmas Chatroom", entwickelte die Serie gemeinsam mit Produzent Noel Price von Southern Star International sowie australischen und deutschen Autoren weiter. Ihr zentrales Thema: Die neue Art, weltoffene Freundschaften zu schließen. "Von Eltern und Lehrern wissen wir, dass die Kinder Freundschaften über Chatten und Skypen gefühlsmäßig echt erleben und überhaupt nicht als Fantasie", sagt Kampovski. "Sie haben für die Kids denselben Wert wie ein Kumpel von nebenan." Freundschaft bleibt eben Freundschaft. Nur aus Sicht von Älteren hat sich die Erlebensform verändert. Die Serie für den Kinderkanal von ARD/ZDF und Adelaides Sender Channel Nine - eine "große Ode an die Freundschaft" (Kampovski) - soll auch ein positives Bild von Hamburg und Norddeutschland in die Welt tragen.

Die Hafenkulisse ist gerade wolkengrau verschleiert, doch die jugendlichen Darsteller sorgen mit ihrem Spiel für sonnige Laune. Auch Ralph Strasser im meerblauen Hawaii-Hemd lässt sich von Regenschauern nicht aus der Ruhe bringen. Der Regisseur mit dem Schlappstrohhut bleibt gelassen, obwohl er sämtliche Folgen dreht. Absolut ungewöhnlich. "Normalerweise wechseln sich drei Regisseure ab, um Zeit für die Vorbereitung zu haben", sagt er in fließendem Deutsch. "In diesem Fall muss einer den Überblick zwischen den drei Kontinenten behalten." Seine Eltern kommen aus Schwaben, wie der Akzent verrät. Zuerst als Cutter, in den letzten zehn Jahren als Regisseur für Kinder- und Jugendfernsehen arbeitend, kann Strasser als Spezialist für das Genre gelten. "Gute Vorbereitung ist notwendig, dann läuft es viel besser. Die Mädchen und Jungen haben vielleicht schon vor der Kamera gestanden, aber nicht so viel Technik wie Erwachsene." Der große Vorteil: "Sie sind viel natürlicher und immer motiviert, haben richtig Spaß am Spielen."

Marny Kennedy kann schon als Profi gelten. "Es ist meine dritte Serie, aber so viel gereist bin ich noch nie", meint die Australierin, burschikos in Hosen und kariertem Farmerhemd. "Das Schwierigste war bisher, in High Heels zu reiten." Ihre Ally ist eine Pferdenärrin, abenteuerlustig und draufgängerisch. Jackie hingegen "ist vorsichtig, eher ängstlich, ist aber immer um alle besorgt", beschreibt Charlotte den Charakter. Sie steht zum ersten Mal vor der Kamera: "Man weiß nicht, was es heißt zu drehen, bevor man es nicht tut."

Sophie aus Berlin wurde unter 30 Anwärterinnen ausgewählt, sie bewegt sich gut und hat Bühnenerfahrung. "Ich singe im Kinderchor der Berliner Staatsoper, spielte und tanzte bei Kinderrevuen im Friedrichstadtpalast." Sie hat auch schon gedreht und spricht fließend Englisch. Die Lehrertochter spielt die spontane Emma: "Sie macht einfach, ohne viel nachzudenken."

Bis die jungen Zuschauer die Abenteuer in "Emmas Chatroom" miterleben können, müssen sie sich etwas gedulden: Geplanter Sendetermin ist Ende 2010.