“Hält das Wetter?“ ist die bange Frage, die kurz vor dem Santana-Konzert im Stadtpark alle bewegt, hat es doch am späten Nachmittag noch wie aus Kübeln geschüttet.

Hamburg. Tatsächlich bleibt es trocken, und mehr als das: Sogar die Sonne zeigt sich - sehr passend zu einem Konzert, das das Herz öffnet und allseits für strahlende Gesichter sorgt.

Schon der Opener "Soul Sacrifice" lässt keinen Zweifel daran, dass Woodstock-Veteran und Latinrock-Pionier Carlos Santana auch mit 62 Jahren nichts von seiner technischen Brillanz und überbordenden Spielfreude eingebüßt hat. 4 000 Menschen im restlos ausverkauften Rund wiegen sich im Takt und jubeln einem Mann zu, der nicht nur recht unspektakulär gekleidet ist (Schiebermütze, Jeans, gelber Pullover), sondern auch showtechnisch eher im Hintergrund bleibt.

Die Bühne überlässt er lieber seinen beiden Sängern und der achtköpfigen, perfekt eingestellten Band, die die Hits des 99er "Supernatural"-Albums ("Maria Maria", "Corazon Espinado") ebenso drauf hat wie Santana-Klassiker, mit denen ihr Chef schon vor 40 Jahren die Massen begeisterte. Damals befeuerte ihn vor allem das aus Kakteen gewonnene Halluzinogen Meskalin, heute ist es die Kraft der Liebe, der er mit John Coltranes "A Love Surpreme" huldigt.

Stimmungshöhepunkte erreicht das 140-minütige Konzert vor allem in der zweiten Hälfte, als die ersten Takte von "Black Magic Woman" und später "Oye Como Va" erklingen. Und als bei der Zugabe "Jingo" auf der Großbildleinwand ekstatische afrikanische Tänzer zu sehen sind, deren wie im Fieberwahn zuckende Körper perfekt mit den treibenden Rhythmen harmonieren. Auch wenn die 4 000 nach einer weiteren Zugabe brüllen, das war's. Carlos Santana nimmt die Gitarre ab, sinkt vor dem Publikum in die Knie und schließt die Augen, die Handflächen wie zum Gebet zusammengelegt. "Ich habe euch alles gegeben", scheint er sagen zu wollen, und auch wenn sich mancher als endgültigen Schlusspunkt den Engtanz-Klassiker "Samba Pa Ti" gewünscht hätte, noch mehr war an diesem überraschend sonnigen Sommerabend wohl wirklich nicht drin.