“Sechs Bischöfe auf einem Motorrad“: Mit diesem schrägen Bild hat ein britischer Kritikerkollege vor vielen Jahren die King's Singers charakterisiert. Das war eher bissig gemeint - ist aber gar nicht so falsch.

Rellingen. Denn tiefer religiöser Ernst und flotte Unterhaltung sind für die sechs Sänger kein Widerspruch, sondern untrennbar miteinander verknüpft: Kein anderes Ensemble von Weltformat versöhnt die Gegensätze von E und U so souverän und selbstverständlich wie sie.

Davon konnten sich auch die begeisterten Besucher des SHMF-Konzerts in der rappelvollen Rellinger Kirche überzeugen: Unter dem Motto "Cantate Domino" präsentierten die King's Singers da ein packendes Programm, das keine stilistischen Grenzen gelten ließ. Die erste, ebenso dicht wie anspruchsvoll konzipierte Hälfte vereinte Psalmen und Vaterunser-Vertonungen aus mehreren Jahrhunderten von Josquin bis Strawinsky; im locker gefügten zweiten Teil gab's einen Mix aus Gospel, Folk, Chansons und Pop-Arrangements.

Bei ihren Interpretationen erwiesen sich die britischen A-cappella-Könige als flexible Allround-Spezialisten, deren breit gefächerte Ausdruckspalette alles bietet, was das Hörer-Herz begehrt: Mit wunderbar warmen Farben und zarten Pianissimo-Klängen sorgten sie zunächst für wohlige Schauer und anrührende Momente - etwa in Duruflés samtweichem "Notre Père" -, um nach der Pause als brillante Entertainer immer wieder die Zwerchfälle des Publikums zu attackieren. Herrlich etwa die liebevoll ironische Version vom "Chanson d'amour": Einer von vielen Höhepunkten neben der schlichten Hymne "The Gift to be simple" und Stings "Valparaiso".

Der personelle Wechsel im zweiten Alt machte sich kaum bemerkbar - Timothy Wayne-Wright hat sich nach einem halben Jahr bereits bestens eingefügt. Und die berühmte King's Singers-Klangpyramide mit ihren obertonreich brezelnden Akkorden funktionierte auch in der für tiefe Stimmen nicht eben günstigen Akustik der Rellinger Kirche - das Erfolgsrezept dafür und andere Tricks verraten die Sänger nächste Woche beim Meisterkurs in Lübeck. Dort erlebt man die sympathischen Bischöfe dann vielleicht auch mal mit einem Bierchen in der Hand.