Die Hamburger Fangemeinde feierte Gilberto Gil, der nach zehn Jahren wieder ein Konzert in der Hansestadt gab. Der 67-Jährige begeisterte mit Pop, Funk, Samba und Reggae.

Hamburg. Sehnsüchtiger ist wohl kaum ein Musiker in der Hansestadt erwartet worden. Als Gilberto Gil nach zehn Jahren in der fast ausverkauften Fabrik erstmals wieder eine Hamburger Bühne betritt, wird er wie ein Heilsbringer empfangen. Von jungen Frauen in Sommerkleidern und Flip-Flops, von einem indischen Yogi - und natürlich von der versammelten brasilianischen Gemeinde.

Und wenn man wie der 67-Jährige auf ein so reiches musikalisches Leben zurückblickt, 50 Alben in 40 Jahren herausgebracht hat, kommt live ein hübscher Stilmix zustande.

Der juvenil auftretende Sänger legt mit ein paar gitarrenbasierten Pop-Liedern seiner Heimatregion Bahia saftig los, schwenkt elegant weiter zum Funk-Samba, um schließlich bei den "Positive Vibrations" des früh verstorbenen Reggae-Genies Bob Marley zu landen. Der Brasilianer überspannt musikalische Jahrzehnte, überwindet Grenzen von Stilen, Nationalitäten und Generationen.

Die Fabrik wird zur wippenden, schwitzenden Masse. Die Beats wummern, die Gitarren halten hitzige Dialoge ab. "Oioioioi" singt der Meister im Duett mit seinen Anhängern. Kompetent flankiert von Drummer Alex Fonseca, den Gitarristen Bem Gil und Sergio Chiavazzolli und einem alles überragenden Bassisten Arthur Maia.

Klassiker werden genauso hymnisch bejubelt wie die Songs des aktuellen Albums "Branda Larga Cordel". Und der Mann mit dem grauen Rastazopf lächelt unentwegt, nuschelt ab und zu einen Songtitel ins Mikrofon. "Der Samba ist offen für alles", verkündet er. Eine Rentnerband sieht anders aus.