Man muss kein Salzburger sein, um den seit 1920 vor sich hin rumpelnden “Jedermann“ auf dem Domplatz zu mögen. Aber es hilft, denn für Ortsfremde ist das Ausmaß der Wichtigfindung dieses Stücks kaum nachvollziehbar.

Die Karten für das rustikale "Spiel vom Sterben des reichen Mannes" sind ständig ausverkauft, die Besetzung der Buhlschaft - eine Rolle, die vor allem optische Anforderungen stellt - wird in der Schmäh-Republik Österreich mit einer Leidenschaft diskutiert, als ginge es um ein neues Staatsoberhaupt. Schauspieler bekommen schon seit Jahrzehnten ihre Auftritte massiv vergoldet. Die üppigen Gagen für das Aufsagen der krachenden Knittelverse von Hugo von Hofmannsthal könnten allerdings auch als Schmerzensgeld gedeutet werden. Heuer als Teufel frisch dabei ist der langjährige Thalia-Star Peter Jordan, für den Tod ist erstmals Ben Becker zuständig. Auf den Jedermann abonniert ist Peter Simonischek, die Buhlschaft in Christian Stückls Inszenierung verkörpert Sophie von Kessel. 2010 ist Wachwechsel: Dann übernehmen Nicholas Ofczarek und Birgit Minichmayr. Wer spielt, ist aber letztlich egal, denn das unkaputtbare Stück gehört zu den Salzburger Festspielen wie die Kugel zu Mozart.