Die beiden Pianistinnen spielten in der Elmshorner Reithalle

Elmshorn. "Musizieren verbindet. Forscher haben herausgefunden, dass bei zwei Gitarristen, die gemeinsam musizieren, die Hirnwellen gleich schwingen." Was für Gitarristen recht ist, sollte für Pianistinnen billig sein; den Beweis haben gerade Martha Argerich und Lilya Zilberstein beim Schleswig-Holstein Musik Festival angetreten. In der Elmshorner Reithalle führten sie eine Feinabstimmung vor, der die zwei zimmerlangen Steinwayflügel zwischen ihnen nichts anhaben konnten. Dabei ging es nicht um Uhrwerksgenauigkeit; hier und da wurde schon mal ein Akkord zum Arpeggio. Beglückend aber war, wie natürlich, wie aus einem Guss die beiden Damen miteinander spielten, ohne die eigene musikalische Handschrift zu vernachlässigen.

Lauter Kostbarkeiten aus dem entlegenen Reich der Doppelflüglerwerke - schon das Wort muss man sich auf der Zunge zergehen lassen - hatten Argerich und Zilberstein auf dem Programm: Der Spätromantiker Ferruccio Busoni hat die Fantasie f-Moll KV 608 von Mozart bearbeitet, die dieser für eine Flötenuhr geschrieben hat. Kaum zu glauben, dass diese tiefsinnige Musik für ein mechanisches Instrument gedacht war, das mit einer Walze betrieben wurde. Ein hörbar echter Mozart, wesentlich schlanker im Satz, war die Sonate D-Dur. Da zeigte sich, wie reizvoll sich der Klavierklang der beiden Künstlerinnen unterscheidet: Kernig und sprechend artikuliert bei Argerich, silbriger und flächiger bei Zilberstein. Robert Schumanns Andante und Variationen B-Dur entwickelten die beiden zu einem einzigen großen Spannungsbogen: innig und in einer metrischen Freiheit, die an eine Stegreifrede denken ließ. Dagegen nahm sich das Concertino a-Moll von Dmitri Schostakowitsch geradezu wie ein sowjetrussisches Bravourstückchen aus. Die Haydn-Variationen von Brahms verwoben die beiden zu irisierenden Klangschleiern in einer Homogenität, die die bekanntere Orchesterfassung nie erreichen könnte. Und mit Rachmaninows "Fantaisie (Tableaux)" hielt eine Mischung aus "Schwanensee" und Ravel Einzug, bildhaft, melancholisch, von beiläufiger Virtuosität.

Trotz Pferdedufts und Hitze herrschten erst andächtige Stille und am Ende großer Jubel. Wie man's gern hätte. Jeder bekommt das Publikum, das er verdient.